„Bauern müssen für ihre Arbeit angemessen entlohnt werden“

Im Interview mit der BauernZeitung macht Salzburgs Landwirtschaftskammer-Präsident Rupert Quehenberger klar, dass Handel, Gastronomie und Konsumenten Verantwortung übernehmen müssen. Mit Regionalität zu werben reiche nicht aus.

Bauernbund-Landesobmann Rupert Quehenberger über aktuelle und künftige Herausforderungen.

BauernZeitung: Herr Präsident, wir blicken aus der Sicht der Landwirtschaft auf einen ereignisreichen Sommer zurück, erzählen Sie uns zum Einstieg bitte, wie es den Salzburger Landwirten geht?
QUEHENBERGER: Wir können schon heute sagen, dass das Jahr 2021 ein he-rausforderndes ist für die Salzburger Landwirtschaft. Corona, der Wolf und auch die von Ihnen angesprochenen massiven Unwetter haben viele landwirtschaftlichen Betriebe hart getroffen. Auf der anderen Seite können wir aber auch von positiven Entwicklungen berichten. So hält der durch Corona verstärkte Trend, dass Konsumenten wissen wollen, wo ihr Essen herkommt, an. Viele setzen auf regionale Produkte, die Arbeit der Landwirte wird wieder mehr geschätzt und der Ab-Hof Verkauft ist mittlerweile für viele Bäuerinnen und Bauern zu einem zweiten Standbein geworden.

Der Klimawandel ist mittlerweile Realität und die Landwirte spüren seine Auswirkungen oft unmittelbar. Was nehmen Sie aus diesem Unwetter-Sommer mit?
Die Landwirte sind ganz besonders von den Überflutungen betroffen und man kann davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch verstärken wird. Durch die gezielte Ab- und Umleitung von Bächen und Wasserläufen in Felder werden Siedlungsräume und die darin lebenden Menschen geschützt. Mehr Breitenwasser anstatt von Hochwasser ist hier die Devise. Aber dadurch stehen riesige Flächen oft tagelang unter Wasser und sind durch die massive Versandung dann auf lange Zeit nicht mehr wirtschaftlich nutzbar. Die Mittel für die Landwirte aus dem Katastrophenfonds wurden dieses Jahr deutlich erhöht und wir werden uns dafür einsetzen, dass auch weiterhin genügend Mittel Katastrophenfonds vorhanden sind um unsere Bäuerinnen und Bauern im Ernstfall zu unterstützen.

Wie bereits angesprochen, boomen regionale Pro­dukte, Tierwohl ist in aller Munde und der Handel wird nicht müde, mit österreichischen Lebensmitteln zu werben. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Auf der einen Seite freut es mich sehr, dass es in der breiten Bevölkerung zu einem Umdenken gekommen ist und die Arbeit der Landwirte wieder mehr geschätzt wird. Wir haben in Österreich eine unglaublich hohe Qualität der Lebensmittel, um die uns
viele Staaten beneiden. Das ist vor allem durch die unermüdliche Arbeit unserer vielen Bauernfamilien möglich. Gleichzeitig setzen wir viel höhere Standards als die meisten anderen Länder, was sich für die Bäuerinnen und Bauern durch höhere Kosten und einen
größeren Aufwand widerspiegelt.

Das hört sich alles nach viel Arbeit, großem Aufwand und hohe Kosten an. Wer zahlt die?
Genau das ist eines der größten Probleme. Der aktuelle Einkommensbericht zeigt, dass die Einkommen der Landwirte schon seit Jahren stagnieren. Das kann und darf so nicht weitergehen, die Bäuerinnen und Bauern müssen für ihre tägliche Arbeit angemessen entlohnt werden. Hier braucht es für eine langfristige Weiterentwicklung die Zusagen der Lebensmitteleinzelhändler. Es reicht nicht, dass sie in der Werbung von grünen Wiesen und glücklichen Tieren berichten. Die Realität sieht nämlich so aus, dass von dem Kilopreis Schweineschnitzel nur 85 Cent an den Bauern gehen. Der Handel muss endlich seine Verantwortung wahrnehmen, damit der Anteil für die Erzeuger auch ihre Leistung widerspiegelt.

Welchen Ausweg sehen Sie hier?
Die Anforderungen, die von allen Seiten an die Bäuerinnen und Bauern gestellt werden, werden immer mehr. Der Konsument will sein Fleisch von glücklichen Tieren, ist aber oftmals nicht bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen und greifen dann im Regal nach den billigeren Produkten aus dem Ausland. Handel, Gastronomie und Konsumenten sind Entscheidungsträger und werden ihre Verantwortung im Konsum zukünftig wahrnehmen müssen. Es braucht die Unterstützung aller, damit sich unsere Bauernfamilien auch in Zukunft erfolgreich weiterentwickeln können.

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  • 9 09 Rupert Quehenberger: SBG BB/Horn
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AUTORred.EH
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