
Der 42-jährige Luxemburger stattete im Vorfeld der Wintertagung Österreich seinen „Antrittsbesuch“ ab. Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und LK-Präsident Johannes Schmuckenschlager besichtigte er den Betrieb von Familie Mayr.
Nach dem Termin streuten Pernkopf und Schmuckenschlager dem Neo-Kommissar Rosen: „Hansen ist jemand, der die Sprache der Bauern spricht. Christophe Hansen hat bei seinem Amtsantritt angekündigt, viele landwirtschaftliche Betriebe persönlich besuchen zu wollen, um die Entscheidungen der Kommission praxisnäher zu gestalten. Dass seine Wahl prompt auf Niederösterreich fiel, freute Pernkopf und Schmuckenschlager besonders.
“Christophe Hansen ist jemand, der die Sprache der Bauern spricht.”
Stephan Pernkopf
„Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit gesagt, dass es mir sehr wichtig ist, vor Ort präsent zu sein und den Landwirten zuzuhören. Deshalb fand ich es besonders interessant, den Familienbetrieb von Lorenz Mayr zu besuchen und mit ihm über Pflanzenschutz, Ackerbau, Fruchtfolge und Bodenbearbeitung zu sprechen. Landwirte sind Unternehmer, die Stabilität und Berechenbarkeit für ihre langfristigen Investitionen brauchen“, erklärte Hansen.
Pernkopf wünscht sich von Hansen „einfachere Regelungen“ und eine Inflationsanpassung der Agrar-Direktzahlungen. „Ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion in Europa, ob durch Kriege, unfaire Handelsabkommen oder überbordende Auflagen, wäre eine Gefahr für die Sicherheit“, meinte Pernkopf. Den neuen Kommissar lobte Pernkopf für dessen „völlig neue Herangehensweise“.
Mehr Landwirtschaft, weniger Zettelwirtschaft
Die zunehmende Bürokratie als eine der größten Herausforderungen für die Bauern ist auch der LK Niederösterreich ein Dorn im Auge. Sie hat daher den Bürokratieabbau und die Deregulierung als primären Arbeitsschwerpunkt definiert. Schmuckenschlager: „Überbordende Regeln und Vorschriften, geringere Standards bei Importen, das verstehen die Bauern nicht. Wir wollen, dass viele Betriebe weitermachen. Das wird nur gelingen, wenn wir die Bäuerinnen und Bauern spürbar entlasten. Das muss auch auf EU-Ebene gelten. Für uns ist klar: Wir brauchen mehr Landwirtschaft und weniger Zettelwirtschaft.“
Einig waren sich alle drei: Europa braucht eine starke Land- und Forstwirtschaft. Ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion in Europa, ob durch Kriege, unfaire Handelsabkommen oder überbordende Auflagen, wäre eine Gefahr für die Versorgungssicherheit. „Deshalb müssen wir uns jederzeit selbst versorgen können“, sagte Pernkopf. Schmuckenschlager: „Wer eine sichere Versorgung will, muss die Produktion absichern.“ Vor allem die Zulassung und Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln sei hier unverzichtbar.

GAP weiterentwickeln und vereinfachen
Niederösterreichs Agrarspitzen appellierten an den neuen Agrarkommissar, in der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik praxisnahe Anpassungen umzusetzen. Pernkopf: „Wir haben mit dem neuen Agrarkommissar die besten Voraussetzungen. Er ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist fachlich enorm versiert und kann daher auf Augenhöhe mit den Bäuerinnen und Bauern reden. Und er hat eine große Vision. Unser gemeinsames Ziel ist es, nicht nur von besseren Zeiten zu träumen, sondern sie auch zu machen.“
Um die heimische Land- und Forstwirtschaft zu erhalten und langfristige Versorgungssicherheit zu garantieren, sei ein Schutz vor Marktungleichgewichten notwendig, forderte Schmuckenschlager. Notwendig dafür seien transparentere europäische Warenströme und gezielte Maßnahmen bei Marktstörungen sowie eine Lösung, wenn es um vergleichbare Lebensmittelstandards in den EU-Ländern geht.
“Überbordende Regeln und Vorschriften, das verstehen die Bauern nicht.”
Johannes Schmuckenschlager
Schmuckenschlager: „Auch für Importprodukte müssen die einheitlichen Produktionsregeln der EU gelten. Sonst ist kein fairer Wettbewerb möglich.“
LK-Arbeitsprogramm auch für den Kommissar
Um einen noch umfassenderen Einblick in die Arbeitsschwerpunkte der LK
Niederösterreich zu bekommen, übergab Schmuckenschlager gemeinsam mit Vizepräsidentin Andrea Wagner und dem Gastgeber des Hofbesuches, Vizepräsident Lorenz Mayr, das Arbeitsprogramm 2025-2030 der Kammer an EU-Kommissar Hansen.
- Bildquellen -
- Arbeitsbesuch: Imre Antal/ LK NÖ
- Besuch am Hof Mayr: BML Hemerka