Auf Almen aufgetriebene Tiere werden weniger

Während die Anzahl an Almen hierzulande stabil ist, werden immer weniger Tiere aufgetrieben. Die Zunahme von Naturgefahren, Wild- und Raubtieren könnte der Grund dafür sein.

Ökologisch gesehen sichert die Almbewirtschaftung durch Nutztiere wie Kühe, Pferde, Schafe oder Ziegen eine vielfach höhere Artenvielfalt als eine bewaldete Fläche.

Die grünen Dächer des Landes – die Almen – sind ein wahres Naturjuwel und locken durch ihre einzigartige Schönheit nicht nur viele Besucher an, sondern sind auch wirtschaftlich betrachtet von hoher Bedeutung. Gut daher, dass die Anzahl der Almen in Oberösterreich mit 635 stabil ist und zwei Drittel davon aktiv bewirtschaftet werden.

Almauftreiber nehmen ab

Leicht rückgängig sei hingegen die Anzahl an Tieren, die sich im Sommer auf den Almen befinden. Waren es 636 Auftreiber im Jahr 2020, die 4665 Rinder auf die Almen brachten, so zählte man im Jahr 2021 nur noch 611 Auftreiber und 4509 zur Alpung gebrachte Tiere. Weiters seien es vorwiegend weibliche Jungrinder mit dem Schwerpunkt Zuchtvieh, die den
Sommer in den Bergen verbringen. Im Vorjahr wurden darüber hinaus 84 Pferde, 955 Schafe und 45 Ziegen – die insbesondere für die Pflege der Almen eine wichtige Rolle spielen – auf die Bergwiesen „gesömmert“.

„Durch das Freihalten von Flächen wird ein höherer Beitrag für die Artenvielfalt geleistet, als wenn die Gebiete rein verwalden würden“, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Den von Bergbauernbetrieben erzeugten Lebensmitteln sei daher eine entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen, da deren Produktion ein Offenhalten von sonst nur schwer zu bewirtschaftenden Almflächen ermöglicht. Dass diese Produkte am Markt auch einen höheren Preis erzielen, werde durch die persönliche Kaufentscheidung getroffen.

GAP: Mehr Geld für Almen

Auch die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) 2023 unterstütze die Almwirtschaft. So werden die Ausgleichszahlungen im Vergleich zum Jahr 2020 österreichweit um 5,4 Millionen Euro erhöht. Bei den Direktzahlungen, die den Auftreibern zugerechnet werden, werde der Schwerpunkt vom Flächenbezug auf die aufgetriebene Tiere, also die jeweilige Großvieheinheit (GVE) verlegt. Darüber hinaus erhöhe man bei Almen mit schwerer Erreichbarkeit, den Prämiensatz je Hektar um zehn beziehungsweise 20 Euro. Und dennoch stehe die Zukunft der Almwirtschaft auf dem Spiel. Grund dafür seien die zunehmenden Naturgefahren, die heuer bereits für eine beträchtliche Zahl an Tierverlusten auf Almen verantwortlich waren, Schäden durch Wildschweine sowie die Wiederkehr der Wölfe. So wurden im letzten Spätherbst mehreren Almen schwere Schäden durch Wildschweinrotten zugefügt. Damit die Schadensfläche nicht weiter zunehme, sei eine konsequente Bejagung notwenig. Dafür sei die Gesetzesänderung im oberösterreichischen Jagdgesetz eine entscheidende Grundlage. 

Wölfe auf dem Vormarsch

Darüber hinaus fordert Waldenberger die Regulierung des Wolfes: „Die Hebel müssen wieder umgelegt werden. Ziel darf nicht nur der Schutz des Wol­fes sein, sondern auch die Sicherung der Landwirtschaft sowie der Nutztierhaltung“. Denn schon jetzt zwinge der massive Anstieg der Alpenpopulation des Wolfes viele Almbetriebe zur Aufgabe der Bewirtschaftung. Komme es zu einer weiteren explosionsartigen Vermehrung der Großraubtiere im Alpenraum, werde von den einst schönen Almwiesen nur noch eine verwaldete Landschaft übrig bleiben. „Dass unsere Tiere, auf die wir seit Geburt an schauen, solchen Gefahren ausgesetzt sind, tun wir uns als Tierhalter nicht an“, so der Obmann des oberösterreichischen Almvereins Johann Feßl. Darüber hinaus sei die Einzäunung der Tiere teils unmöglich und stehe in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Erlös der Almwirtschaft.

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- Bildquellen -

  • Kühe: anselm - adobestock.com
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AUTORAnna Sophie Luegmair
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