Einstreuroboter verteilt Stroh im Schweinestall

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„Nur wenn der Mehraufwand abgegolten wird, funktioniert es“

Gerald Jungmair aus Buchkirchen (Oberösterreich) hat seinen Mastschweinestall modernisiert. Für das Tierwohl- und Technikkonzept erhielt er den OÖ Agrarpreis 2025.

In Buchkirchen im Bezirk Wels-Land führt Gerald Jungmair einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinemast und Ackerbau im Vollerwerb. Bis zum Jahr 2023 wurden auf dem Betrieb mit rund 1.000 Mastplätzen die Schweine konventionell auf Vollspalten gehalten. Doch mit den steigenden Anforderungen an die Tierhaltung und Vermarktung wuchs auch bei den Bauern der Wunsch nach Veränderung. „Wir wollten in der Entwicklung nicht stehen bleiben“, sagt Jungmair. Während andere Betriebe aus der Schweinehaltung ausstiegen, setzte er auf einen neuen Weg. Mit Erfolg: Für sein neues Haltungskonzept erhielt Gerald Jungmair den „OÖ Agrarpreis 2025“ in der Kategorie „Produktivität“, welchen das Land Oberösterreich an besonders innovative Betriebe vergibt.

Wir wollten in der Entwicklung nicht stehen bleiben.

Gerald Jungmair

Landwirt

Ausgangspunkt war die Überlegung, wie sich Tierwohl, Arbeitsaufwand und Wirtschaftlichkeit künftig unter einen Hut bringen lassen.

Schritt für Schritt zum neuen Stallkonzept

Nach sorgfältiger Planung entschloss sich Familie Jungmair zu einem umfassenden Umbau. Ziel war eine Haltungsform, die dem natürlichen Verhalten der Tiere mehr Raum gibt und gleichzeitig praktikabel bleibt. Der bestehende Stall wurde umfassend modernisiert und um einen eingestreuten, planbefestigten Auslauf erweitert. Obwohl die Anzahl der Tiere gleich blieb, wurde der Platz pro Tier deutlich erhöht. Die Innenstruktur wurde so angepasst, dass die Schweine zwischen Ruhe- und Aktivitätszonen wählen können. Das Verhalten der Tiere hat sich seitdem sichtbar verändert: „Sie sind aktiver, vitaler und robuster. Sie bewegen sich mehr und wühlen gerne im Stroh“, schildert der Betriebsführer. Die Stroheinstreu biete ihnen Beschäftigung und ermögliche artgerechtes Wühlen und Nestbau.

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Gerald Jungmair führt einen Schweinemastbetrieb und gewann für sein Tierwohl-Konzept den heurigen OÖ Agrarpreis.

Technik, die entlastet

Ein wichtiger Baustein des Konzepts ist die technische Unterstützung durch einen Einstreuroboter. Da es für die Schweinemast kein passendes System gab, griff Jungmair auf ein Gerät aus der Rinderhaltung zurück. „Der Roboter streut mehrmals täglich frisches Stroh, angepasst an das Alter und Gewicht der Tiere“, so Jungmair. Das verbessert die Hygiene, reduziert Gerüche und verlängert die Intervalle für das Ausmisten. Neben dem Auslauf wurden auch ein neues Mistlager und eine Strohlagerhalle gebaut. Das Futter und das Stroh stammen vom eigenen Betrieb, der Mist wird auf den Ackerflächen ausgebracht. „Was wir vom Feld holen, bringen wir wieder zurück“, fasst Jungmair zusammen. Dass ein Tierwohlstall arbeitsintensiver ist, war Jungmair bewusst. „Ein solcher Stall braucht einfach mehr Handarbeit, von der Strohlagerung bis zum Ausmisten.“ Umso wichtiger sei eine funktionierende Vermarktung, die die Mehrarbeit honoriert. "Nur wenn der Mehraufwand auch abgegolten wird, funktioniert das langfristig.“

Ein solcher Stall braucht einfach mehr Handarbeit, von der Strohlagerung bis zum Ausmisten.

Gerald Jungmair

Landwirt

Ein Stall, der sich sehen lassen kann

Ein Vorteil: Der neue Stall kommt bei Besuchern gut an. „Am Anfang war das kein vorrangiger Beweggrund für den Umbau. Aber es freut uns sehr, dass wir den Stall heute herzeigen können.“ Seit der Inbetriebnahme im Oktober 2023 ist der neue Stall regelmäßig Ziel von Besuchen. Firmen, Berufskollegen und interessierte Konsumenten nutzen die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Rückmeldungen seien durchwegs positiv – für ihn ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung der Diskussion rund um Schweinehaltung.

„Die Debatte ist oft emotional. Aber wir wollten etwas schaffen, das für uns, für die Tiere und für die Konsumenten passt. Und die Schweine fühlen sich sauwohl“, sagt Gerald Jungmair. Mit seinem Engagement und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, ist der Betrieb heute ein Vorzeigebeispiel für eine zukunftsfähige Schweinemast.

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Familie Jungmair möchte mit der Bereitschaft für Neues Vorbild für andere sein.

Betrieb im Überblick

Betriebsführer: Gerald Jungmair Ort: 4611 Buchkirchen - Bezirk Wels-Land Betriebszweig: Ackerbaubetrieb mit Schweinemast Größe: 75 ha Ackerfläche, 1000 Schweinemastplätze Besonderheit: Tierfreundlicher Stall mit eingestreutem Auslauf. Täglich frisches Stroh mithilfe des Einstreuroboters. Humusaufbau durch die Rückführung des Mistes auf die Felder