
Automatische Melksysteme haben sich in der modernen Milchviehhaltung etabliert. Ein AMS ersetzt nicht einfach den Melkstand, sondern verändert grundlegend die Arbeitsweise im Stall. Zwar entfallen feste Melkzeiten und körperlich anstrengende Tätigkeiten, doch steigt der Bedarf an Tierbeobachtung, Datenanalyse und Wartung.
150 bis 180 Melkungen
AMS finden vor allem in modernen Liegeboxenlaufställen Anwendung. Der Standard sind Einboxensysteme, bei denen alle Kühe in nur einer Melkbox gemolken werden. Unter guten Bedingungen können 150 bis zu 180 Melkungen pro Tag durchgeführt werden. Demnach werden bei optimalen Bedingungen etwa 60 bis 80 Kühe über einen Melkroboter betreut. Die tägliche Melkzeit liegt im Durchschnitt bei 19 Stunden.
Ein AMS ersetzt die manuelle Melkarbeit, jedoch nicht die Betreuung der Tiere. Ein Großteil der gesparten Arbeitszeit fließt in die erforderliche Datenkontrolle und die Tierbeobachtung. In der Praxis wird von einer Zeitersparnis von sieben bis zehn Stunden pro Kuh und Jahr ausgegangen, was die Faktorkosten für die Arbeit in der Milchproduktion senkt. Allerdings steigen die variablen und fixen Kosten des Melkens, denn Abschreibung, Betrieb und Wartung des AMS sind teurer als bei vergleichbaren Melkständen.
Gelenkt oder frei?
Bei der Planung liegt ein reibungsloser Kuhverkehr zugrunde. Die Entfernung vom AMS zu der am weitesten entfernten Liegebox soll maximal 50 Meter sein. Bei freiem Umtrieb bewegen sich die Kühe zwischen Liege- und Fressbereich frei. Der bauliche Aufwand ist in diesem Fall gering, jedoch besteht ein höherer Nachtreibeaufwand. Beim gelenkten Umtrieb erreichen die Kühe den Fressbereich nur über das AMS oder über tierindividuell gesteuerte Einwegtore. So lassen sich die Melkfrequenz und die Selektionsstrategien optimieren. Beim Neubau sollte eine spätere Erweiterung (z. B. zweiter Roboter) berücksichtigt werden.
Eine gedämmte Einhausung schützt im Winter vor Frost, im Sommer ist für Belüftung und Hitzeschutz (z. B. Ventilator) zu sorgen, da die Kühe bei stickiger Luft oder Hitze das AMS meiden oder beim Melken unruhig werden. Die Metallkonstruktion des AMS ist in den Potenzialausgleich des Stalls einzubeziehen. Bei der Stallplanung ist auf möglichst kurze Fluchtwege bzw. Schlupföffnungen für Personen zu achten. Milchlager- und Technikräume werden getrennt vom Stall angeordnet und entsprechend der Anforderungen an Hygiene, Lärmschutz und Installationen ausgestattet. Das Büro soll über eine Schmutzschleuse erreichbar sein und eine Sicht in den Stall, zum Warteplatz und zum AMS gewährleisten.
Wirtschaftliche Aspekte genau bewerten
Es wird empfohlen, vor der Entscheidung für ein AMS die wirtschaftlichen Aspekte zu betrachten und den Vorteil, dass die Arbeitstätigkeiten zeitlich nicht gebunden sind, zu bewerten. Einzelbetrieblich soll eine Balance zwischen der wirtschaftlich notwendigen Auslastung des AMS und dem angestrebten Ausmaß an Flexibilität gefunden werden. Obwohl ein AMS den Melkprozess automatisiert, entstehen hohe Investitions- und Betriebskosten. Fixkosten wie Abschreibung und Wartung fallen unabhängig von der gemolkenen Milchmenge an. Die variablen Kosten pro Kilogramm Milch sinken bei steigender Auslastung. Ein Kostenvergleich zeigt, dass bei Auslastungen über 500.000 kg Milch pro Jahr ein neues AMS wirtschaftlich sein kann. Gebrauchte Systeme bieten eine kostengünstigere Alternative, sofern sie nicht älter als acht Jahre sind. Klassische Melkstände bleiben oft die günstigste Variante.
Standort gut überlegen
Bei Umbaulösungen ist das Ziel, möglichst viele der für den Neubau geforderten Kriterien zu erfüllen. Beim nachträglichen Einbau in bestehende Ställe sind aber oft Kompromisse nötig. Eine umfassende Betriebsanalyse ist daher wichtig.
Wichtige Punkte sind zudem die Betrachtung der baulichen Voraussetzungen wie Raumhöhe und Platz für Warte- und Selektionsbereiche. In vielen Fällen ist ein alternativer Standort sinnvoller, als zu viele Kompromisse im Bereich des bestehenden Melkstands eingehen zu müssen.
ÖKL-Merkblatt zu AMS: Das ÖKL-Merkblatt Nr. 103 „Automatische Melksysteme“ gibt eine umfassende Hilfestellung zur Planung, baulichen Umsetzung und wirtschaftlichen Bewertung von Automatischen Melksystemen.
3. Auflage 2025, 16 Seiten, Preis: 16 Euro, erhältlich im ÖKL, Gußhausstraße 6, 1040 Wien, 01/505 18 91, office@oekl.at und im Webshop auf www.oekl.at
DI Dieter Kreuzhuber,
verantwortet im ÖKL den Geschäftsbereich Landwirtschaftliches Bauen
- Bildquellen -
- Melkroboter: Agrarfoto.com