Ab August wird Schweinefleisch in Deutschland neben dem ITW-Zeichen zusätzlich mit einer staatlichen Kennzeichnung der Haltungsform versehen. Für Bauern bringt das einen Behördengang mit sich.

Die von der AMA-Marketing ins Leben gerufenen AMA-Foren zu Milch und Fleisch haben sich mittlerweile als Branchentreffs etabliert. Auch heuer wurden unter dem Motto „Fleisch hat Zukunft – Wertschätzung im Fokus“ die derzeit brennenden Fragen der Wertschöpfungskette diskutiert. „Nur wenn wir Denkmuster hinterfragen und neue Perspektiven zulassen, können wir die Zukunft der Branche sichern“, betonte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek in ihrem Eingangsstatement. Eine dieser Perspektiven dürfte wohl die Frage der künftigen Haltungskennzeichnung sein, die im ersten Themenblock die Debatte dominierte.
Zur Erinnerung: Im Februar 2024 forderte die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Dachverband der Tierhaltungsverbände, der Nutztierhaltung Österreich, eine Haltungs- und Herkunftskennzeichnung auf Basis des AMA-Gütesiegels. Entsprechend wurde die AMA-Marketing mit der Umsetzung des Projektes als privatrechtliche Branchenlösung betraut.

“Damit wird eine einheitliche Kennzeichnung geschaffen, die Tierhaltung verbessert und die Wertschätzung steigert.” –  Rüdiger Sachsenhofer

Am Forum Fleisch informierte Rüdiger Sachsenhofer, Qualitätsmanager bei der AMA-Marketing, über den aktuellen Stand. Demnach diene das im Vorjahr von den heimischen Molkereien etablierte Zusatzmodul „Tierhaltung plus“ als Richtschnur. Sachsenhofer: „Damit wird eine einheitliche Kennzeichnung geschaffen, die Tierhaltung verbessert und die Wertschätzung steigert.“
Dennoch gelte es, viele Herausforderungen zu bewältigen. Da die Kennzeichnung hierzulande künftig auf Freiwilligkeit basieren soll, sei das Risiko groß, dass Importe oder die Gastronomie davon ausgenommen bleiben. Jedenfalls zu vermeiden sei ein Wildwuchs an Auslobungen, so Sachsenhofer: „Falls es in Zukunft noch zu weiteren Kennzeichnungssystemen kommen sollte, wäre das eine Verwirrung der Konsumenten und ein Mehraufwand für die Landwirte.“

(K)ein Vorbild?

So geschehen in Deutschland. Dort wurde bereits vor zehn Jahren eine Haltungsformkennzeichnung von der deutschen Initiative Tierwohl (ITW) etabliert. Mit August kommt eine staatliche Haltungskennzeichnung dazu, vorerst für Frischfleisch vom Schwein aus deutscher Produktion. ITW-Geschäftsführer Robert Römer erklärte in Wien die Intention des ursprünglichen Projektes. „Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel ziehen an einem Strang. Das schafft Planungssicherheit.“ Nun aber kommt die staatliche Kennzeichnungspflicht im Einzel- und Onlinehandel hinzu. Für die deutschen Bauern bedeutet das in einem ersten Schritt mehr Bürokratie, erklärte Römer. Jeder Schweinehalter muss sich bei der zuständigen Behörde seines Bundeslandes registrieren, da bestehende Daten aus Datenschutzgründen nicht weitergegeben werden dürfen. Künftig muss dann bei jeder Anlieferung an Schlachthöfe eine zusätzliche Kennzahl bekannt gegeben werden, welche für die Haltungsform des jeweiligen Betriebes steht. Eine automatisierte oder zumindest digitale Lösung sei laut Römer nicht vorgesehen.
Hierzulande heißt es indes weiter abwarten, wie die Kennzeichnung künftig gestaltet wird. Laut Sachsenhofer habe ein möglichst einfaches System oberste Priorität. Wann die Kennzeichnung in Österreich tatsächlich etabliert wird, bleibt vorerst unklar.

- Bildquellen -

  • Haltungskennzeichnung: monticellllo - stock.adobe.com/Landwirtschaft.de
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AUTORKatharina Berger
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