Am Rindfleischmarkt wird weiter eine positive Preisentwicklung erwartet

Mit interessanten und praxisorientierten Online-Veranstaltungen setzt Bauernbund-Direktor Wallner die im Vorjahr gestartete Informationsserie fort. Mit Bauernbund-Präsident Strasser und Rinderbörse-Geschäftsführer Minihuber wurde über den aktuellen Stand und die Zukunft der Rindervermarktung diskutiert.

Wir müssen in der Landwirtschaft die bereits gut funktionierende Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammer, Erzeugergemeinschaften, Verbänden, Genossenschaften und der politischen Vertretung, dem Bauernbund, noch weiter intensivieren“, betonte Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner. Ziel sei einerseits die positive Gestaltung und Weiterentwicklung von Qualitätsprogrammen und andererseits die Gewährleistung stabiler Produktpreise. Eine der Kernaufgaben werde es auch sein, den Konsumenten mitzuteilen, wie die heimische Rinderbranche von der Fütterung bis zur Haltung wirtschaftet, und dass eine faire Abgeltung der Produkte seitens des Lebensmittelhandels das Um und Auf für die Absicherung der heimischen Landwirtschaft darstellt.
„In der Corona-Krise wurde die Wichtigkeit der Erzeugergemeinschaften einmal mehr sichtbar. Österreich hat beim Rindfleisch eine Selbstversorgungsgrad von 145 Prozent. Die Suche nach neuen Exportmärkten und deren langfristige Absicherung ist daher für die positive Zukunft der österreichischen Rinderbranche unerlässlich“, ist Bauernbund-Präsident Georg Strasser überzeugt.

Kontakt mit NGOs auch als Chance sehen

Die gesellschaftlichen Erwartungen und auch der Druck seitens der NGOs hinsichtlich der Verbesserung von Tierwohlstandards steigen. Dass der Umgang mit NGOs sich aufgrund oftmals gravierender Meinungsverschiedenheiten als durchaus schwierig gestalten kann, ist landauf landab bekannt, wie das auch beim Thema Kälbertransport zu sehen war. „Bereits vor einigen Jahren wurde der Dialog mit der LKÖ und den Erzeugergemeinschaften gestartet. Und ganz bewusst haben wir als Bauernbund auch die NGOs mit ins Boot geholt. Das Ergebnis war die Entwicklung einer zusätzlichen Produktions- und Vermarktungsschiene – dem Kalb rosé“, so Strasser.
Die Produktion von Kalb rosé ist allerdings nur in Verbindung mit dem AMA-Gütesiegel möglich. Neben dem neuen Produktions- und Vermarktungsprogramm gibt es aber nach wie vor die klassische Milchkälbermast. „Kalb rosé kann als eine Ergänzung zur klassischen Milchkälbermast betrachtet werden. Aktuell werden immer noch Betriebe gesucht, die Kalb rosé produzieren wollen“, so der Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse Johannes Minihuber.

Steigende Betriebsmittelpreise

Hinsichtlich der hohen Umweltstandards ist die heimische Landwirtschaft ein Musterschüler – die große Teilnahme an Agrarumweltprogrammen führe das deutlich vor Augen. Trotz der positiven Preisentwicklung machen den Bäuerinnen und Bauern die enormen Preissteigerungen bei Betriebsmitteln seit dem Frühjahr 2021 zu schaffen. Österreich hat durch seine Umweltprogramme bereits in der Vergangenheit ein Fundament gelegt, das jetzt hilft. In anderen europäischen Länder werden die gesetzlichen Umweltanforderungen permanent nach oben geschraubt. Die Folge davon werde sein, dass etliche Betriebe aus der Rindfleischproduktion aussteigen und dadurch weniger Menge den europäischen Markt belasten werde. „Zusätzlich wurden in den vergangenen Monaten, aufgrund unterbrochener Lieferketten, weniger Edelteile aus Süd­amerika in die EU importiert. Außerdem gibt es erstmals seit 15 Jah­ren sinkende Lagerbestände. Dies alles lässt eine positive Preisentwicklung im heurigen zweiten Halbjahr erwarten“, prognostiziert Minihuber.

AMA-Gütesiegel sichert Unabhängigkeit

Bei den Konsumenten ist die Bekanntheit und auch das Vertrauen in das AMA-Gütesiegel groß. Laut den jüngsten Ergebnissen vom September 2021 sprechen 80 Prozent der Befragten dem AMA-Gütesiegel ein sehr hohes beziehungsweise hohes Vertrauen aus. „Diese Umfrage ist wirklich sehr erfreulich. Das AMA-Gütesiegel ist das einzige Siegel, wo auf bäuerliche Interessen hundertprozentig geachtet wird. Anders verhält es sich beispielsweise bei den Eigenmarken der Lebensmittelketten im Bio-Bereich“, so Strasser.

Ausblick auf die Märkte

Seit mehr als 25 Jahren punktet die OÖ. Rinderbörse mit Weitblick und Erfahrung, wenn es um die Vermarktung von Rindfleisch geht. Coronabedingt ist im Jahr 2020 der Rind- und Kalbfleischkonsum in Österreich um ein Kilogramm gesunken. Gleichzeitig konnte jedoch im Lebensmitteleinzelhandel um circa acht Prozent mehr abgesetzt werden und auch das Faschierte werde im Lebensmittelhandel immer wichtiger.
Deutschland sei und werde auch in Zukunft der bedeutendste Exportmarkt für Rindfleisch aus Österreich sein. Von Jänner bis September 2021 konnten die Exporte um satte elf Prozent gesteigert werden. Aufgrund der immer höher werdenden Umwelt- und Produktionsauflagen werde sich allerdings in der EU die Produktionsmenge reduzieren, alleine in Deutschland in den nächsten drei Jahren jeweils um fünf Prozent. „Auf der einen Seite muss aber auch beachtet werden, dass die Produktionsmenge sinkt, und auf der anderen Seite gleichzeitig der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Europa abnimmt. Lediglich beim Geflügelfleisch werden in den nächsten Jahren Steigerungen erwartet“, so Minihuber.

Wolfgang Wallner: „Wir müssen in der Landwirtschaft die bereits gut funktionierende Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammer, Erzeugergemeinschaften, Verbänden, Genossenschaften und der politischen Vertretung, dem Bauernbund, noch weiter intensivieren.“

Georg Strasser: „Österreich hat beim Rindfleisch eine Selbstversorgungsgrad von 145 Prozent. Die Suche nach neuen Exportmärkten und deren langfristige Absicherung ist daher für die positive Zukunft der österreichischen Rinderbranche unerlässlich.“

Johannes Minihuber: „Aufgrund unterbrochener Lieferketten wurden weniger Edelteile aus Südamerika in die EU importiert. Außerdem gibt es erstmals seit 15 Jahren sinkende Lagerbestände. Dies alles lässt eine positive Preisentwicklung im heurigen zweiten Halbjahr erwarten.“

 

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  • Rinderhälften Im Schlachthaus: froto - stock.adobe.com
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AUTORHarant Michael
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