Vogelgezwitscher ist die schönste Musik der Natur, aber fast ausnahmslos dem Frühling vorbehalten. Jetzt sind die Vögel weniger zu hören, dafür mehr zu sehen: Wer ein Vogelhäuschen in Sichtweite hat, kann die Tiere in Ruhe beobachten.

Quelle: Christian Klimacek
Kohlmeise

Kohlmeisen sind die häufigsten Gäste

Bei guten Bedingungen können es schon 20 Arten sein, die sich bis in die Hausgärten wagen. Zu den eifrigsten Besuchern am Futterhäuschen gehören Kohlmeise, Haus- und Feldsperling sowie Amsel. Die Kohlmeise mit ihrer schwefelgelben Brust ist die größte Meise in Europa und ein lernfähiger Imitator. Der Haussperling, auch Spatz genannt, ist einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Singvögel. Spatzen sind sehr gesellig und in Trupps unterwegs. Am Futterhäuschen zeigen sie sich gerne streitsüchtig, werden aber dem Menschen gegenüber leicht zahm. Bekannt aus seinem Ruf-Repertoire ist sein „Tschilp, tschilp“. Der Feldsperling als sein kleiner Bruder ist leicht mit dem Spatz zu verwechseln. Die Amsel, auch Schwarzdrossel genannt, ist mit ihrem Gesang einer der ersten Frühlingsboten. Charakteristisch sind die Männchen mit ihrem schwarzen Gefieder und dem orangegelben Schnabel, die Weibchen sind unauffällig braun mit braunem Schnabel.
Kein Problem mit Menschennähe hat der Grünfink oder Grünling. Das Männchen ist der eigentliche gelb-oliv gefärbte Grünling, das Weibchen eher unauffällig grünlich-grau. Grünlinge können mehr als zehn Jahre alt werden. Am Futterplatz gelten sie als „Kämpfer“, die das gesamte Futter für sich beanspruchen und ständig drohen. Ihre Stimme erinnert an eine Trillerpfeife. Ein forsches Auftreten legen dort aber auch Kohlmeisen oder Kleiber an den Tag. Der typische Gesang eines Kleibers ist ein lautes Pfeifen, darüber hinaus kann diese Vogelart als einzige in Europa kopfüber einen Baumstamm hinablaufen. Nur ein Wintergast ist der Bergfink, der im Norden Europas zu Hause und auf Bucheckern spezialisiert ist. Die vielen Buchenwälder locken ihn im Winter nach Österreich. Gerne kommt er auch ans Futterhaus, wenn der Schnee seine Leibspeise zu tief verdeckt. Erstmals seit 2016 gab es in diesem Winter wieder einen starken Einflug von Bergfinken, wie sich bei der Vogelzählung 2025 bestätigte. Die Blaumeise ist der einzige Vogel Europas mit leuchtend blau-gelbem Gefieder und in Österreich auch häufig zu sehen. Relativ anspruchslos ist der Buchfink, der häufigste Vogel Europas.

Quelle: Lukas Grabher
Blaumeisen

Wer Vögel füttert, sollte es richtig machen

Gegen das Vogelfüttern im Winter haben Ornithologen nichts einzuwenden – im Gegenteil: Ist natürliche Nahrung tagelang unzugänglich, könne das durchaus ein Rettungsanker für die Tiere sein, heißt es bei der Vogelschutzorganisation „Birdlife“. Ein paar Regeln gilt es aber zu beachten:
– Wer sich dazu entschließt, sollte es konsequent machen und fütterungsfreie Zeiten vermeiden. Am besten sei, bereits im Lauf des Oktobers zu beginnen und im Frühling langsam wieder ausklingen zu lassen.
– Am wichtigsten ist es, die Futterstelle sauber zu halten und das richtige Futter zu verfüttern, vor allem keine Essensreste.
– Ideal sind Futterhäuser oder -säulen, wo die Tiere nicht direkt im Futter sitzen und dieses nicht durch Kot verunreinigt werden kann. Auch nass darf es nicht sein, denn verschimmeltes Futter ist für die gefiederten Gäste giftig.
Wer vielfältig füttert, lockt auch viele Vogelarten an: Finken, Sperlinge, Kleiber und die meisten Meisen mögen Sonnenblumensamen. Aber auch Hirse, Leinsamen und Buchweizen werden von Rotkehlchen und Zaunkönig sehr geschätzt.
Als wertvolle Winternahrung gelten Hasel- und Walnüsse, die bei Kohlmeise, Specht und Fink sehr beliebt sind. Energiereiches wie den Meisenknödel lieben Weichfutterfresser wie Meisen, Drosseln oder der Zaunkönig. Amseln und Rotkehlchen fressen auch gerne Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken. 

Quelle: Manuela Mörzinger
Kleiber 

Wintervögel-Zählung

Ein erstes Zwischenergebnis zur „Stunde der Wintervögel“ Anfang Jänner lieferte folgendes Bild: Die Kohlmeise war erneut der häufigste Wintervogel, gefolgt von Haus- und Feldsperling. Die Vogelzähl-Aktion wurde heuer bereits zum 16. Mal in ganz Österreich durchgeführt. Siehe Bericht der BauernZeitung vom 9. Jänner 2025. 

Quelle: Michael Dvorak
Feldsperling

Vogel des Jahres

2025 steht die Krickente besonders im Fokus. Sie ist von der Vogelschutz-Organisation „Birdlife“ zum „Vogel des Jahres“ gekürt worden, wie die BauernZeitung bereits im Oktober berichtet hat. Bis in die frühen 1980er-Jahre war sie nach der Stockente die verbreitetste Schwimmentenart in Österreich. Mit weniger als 100 Brutpaaren ist sie nunmehr stark gefährdet.

Quelle: adobestock.com
Die Krickente ist Vogel des Jahres 2025.

Den eigenen Garten vogelfreundlich machen

Als Gartenbesitzer hat man weitere Möglichkeiten, den Tieren zu helfen. So bieten etwa Beerengehölze Nahrung. Auch ist es gut, Äpfel oder anderes Obst hängen zu lassen oder Fallobst auf Komposthaufen zu geben und einen Teil davon schneefrei zu halten, damit sich Vögel daran bedienen können. Samenfressern ist mit Wildkräutern oder Wildblumen geholfen. Laub-, Reisig- und Komposthaufen ermöglichen Insekten und Spinnen das Überwintern, die ihrerseits wiederum als
Vogelnahrung dienen.

Quelle: Michael Dvorak
Haussperling

Lebensraum ändert sich

Bei der diesjährigen Wintervögel-Zählung wurden durchschnittlich knapp 31 Vögel pro Zählort beobachtet. Die Zahlen der vergangenen Jahre sind stabil, im langfristigen Vergleich zeigt sich aber ein negativer Trend. „Die durchschnittliche Anzahl der Vögel im Garten wird weniger“, weiß Evelyn Hofer von „Birdlife“. Bei der ersten Zählung 2008 wurden noch 48 Vögel pro Garten gesichtet.
„Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Vögel komplett verschwinden“, so Hofer. Schuld sei der Klimawandel, der die Winter milder und damit lebensfreundlicher für die Vogelwelt macht. Liegt kein Schnee, finden die Tiere ausreichend Nahrung. Besonders spannend sei die Beobachtung auch deshalb, weil sich das Nahrungsangebot ausgerechnet durch die heißen Sommer verbessert. So produzieren etwa einige wichtige Baumarten, beispielsweise Fichten, als Stressreaktion mehr Samen – und das verbessert das Nahrungsangebot für Vögel.

- Bildquellen -

  • Kohlmeise: Christian Klimacek
  • Blaumeisen an Meisenknödel: Lukas Grabher
  • Kleiber: Manuela Mörzinger
  • Feldsperling: Michael Dvorak
  • Krickente: adobestock.com
  • Haussperling Männchen: Michael Dvorak
  • Bergfink: Mike Androsch
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