Aktuelle Trends bei der Ballensilage

Interview mit Johannes Rötzer, RWA-Betriebsmittelabteilung

Mindestens zwei Lagen Netz und sechs Lagen Stretchfolie - der Qualitätssicherung des Futters zuliebe. ©ZVG
Mindestens zwei Lagen Netz und sechs Lagen Stretchfolie – der Qualitätssicherung des Futters zuliebe. ©ZVG
Wir haben bei Johannes Rötzer von der RWA-Betriebsmittelabteilung nachgefragt, welche aktuellen Trends es bei Stretch- und Mantelfolien sowie bei der Qualitätssicherung von Ballensilage gibt. Auch zu den Möglichkeiten der Kostensenkung nimmt der Fachmann Stellung.

Ballensilage oder Fahrsilo – wohin geht der Trend bei der Futterkonservierung?
Johannes Rötzer: Das Silierverfahren wird in der Praxis von der Betriebsstruktur bestimmt. Mais wird vorwiegend in Fahr- oder Hochsilos konserviert. Bei Grünlandbetrieben ist die Situation vielfältiger, je nach den betrieblichen Gegebenheiten kommt das eine oder andere Verfahren zum Einsatz bzw. eine Kombination aus beiden.

Kennen Sie Betriebe, die das Verfahren gewechselt haben?
Rötzer: Siloanlagen mit Hoch- oder Fahrsilos verursachen hohe Investitionskosten. Ein Systemwechsel bedarf einer sorgfältigen Kostenabwägung, zumal bei der Ballensilage höhere laufende Kosten anfallen.

Wie ist die Preissituation bei Silofolien?
Rötzer: Obwohl Rohöl als Grundstoff für die Folienproduktion zuletzt deutlich günstiger war als noch vor einem Jahr, kommt dieser Preisrückgang nicht im Endprodukt an. Dies beruht zum Teil auf der Wechselkursentwicklung des Euros zum US-Dollar – der fallende Eurokurs hat einen Teil der Ölverbilligung neutralisiert – sowie auf den anderweitigen Produktionskosten für die Folien.

Welche Preise können Landwirte konkret erwarten?
Rötzer: Eine genaue Voraussage für das ganze Jahr ist schwierig. In Österreich ist es üblich, dass die Landwirte ab Februar die Agrarkunststoffe kaufen und diese bis zum ersten Schnitt Anfang Mai ausgeliefert sein müssen. Der Großteil des Jahresumsatzes fällt in diesen Zeitraum. Für die derzeit laufende Einlagerung muss von höheren Preisen als 2015 ausgegangen werden. Das Preisniveau zum Saisonstart ist vergleichbar mit jenem der Jahre 2013 oder 2014.

Ist der Frühbezug lohnend?
Rötzer: Großteils ja. Meist sind die Rohstoffe um den Jahreswechsel eher günstig. Bis diese Ware am Markt ankommt, dauert es zwei bis drei Monate, was eben dann im Februar oder März den Frühbezug ermöglicht. Wie es in der Saison dann weitergeht, kann praktisch nicht vorausgesehen werden. Jedoch tritt in den meisten Jahren eine Preissteigerung bis über den Sommer hinaus auf.

Ist ausreichend Ware vorhanden?
Rötzer: Bei Silofolie ist das Marktvolumen eher stabil und gut zu planen. Bei Stretchfolie wirkt sich der Witterungsverlauf und somit die Stärke des Aufwuchses direkt auf den Folienbedarf aus. Somit kann es zu großen, auch regional unterschiedlichen, Schwankungen von Jahr zu Jahr kommen.

Was halten Sie davon, mit billigeren Folien die Kosten zu senken?
Rötzer: Wenn es um Kostensenkung geht, dann ist es am wichtigsten, Verluste zu minimieren. Hier ist die Arbeit am Feld maßgeblich. So ist eine ausreichende Schnitthöhe wichtig. Besonders muss auf gutes und gleichmäßiges Anwelken Wert gelegt werden. Ziel sind 45 % Trockenmasse. So können besonders dichte Ballen produziert werden. Außerdem nimmt bei 10 % weniger Wasseranteil die Frischmasse um 23 % ab. Das heißt, man bekommt dichtere Ballen mit höherem Futterwert. 23 % weniger Ballen bedeuten auch, dass eben so viel Folie eingespart wird. Diese Einsparung kann man durch den Kauf einer billigen Folie nicht erreichen, ganz abgesehen von den sonstigen Qualitätsproblemen, die bei Verwendung von Billigfolien entstehen können. Im Vordergrund stehen die Sicherheit gegen Beschädigungen und das Minimieren von Verlustrisiken.

Welche Erfahrungen gibt es mit Netzersatz- bzw. Mantelfolien?
Rötzer: Im Bereich Netzersatz läuft derzeit die größte Veränderung. Immer mehr neue Maschinen können auch Netzersatzfolie – die sogenannte Mantelfolie einsetzen. Der neue Trend, der hier läuft, ist vergleichbar mit dem Wechsel vom Garn zum Netz. In der Praxis herrscht Einigkeit darüber, dass professionell eingesetzte Mantelfolie eine Ballensilage von höchster Qualität ermöglicht.

Lassen sich mit Mantelfolien Kosten sparen?
Rötzer: Der größte Vorteil der Mantelfolien ist im Bereich der Arbeitswirtschaft zu finden, denn es entfällt die separate Entsorgung, wie sie bei Netz und Folie notwendig ist. Weiters bieten Netzersatzfolien einen höheren Schutz an der runden Seite des Ballens, und es entstehen dichtere Ballen, da die Folie im Vergleich zum Netz weniger nachgibt. Bei Folien mit hoher Ergiebigkeit, also mit hoher Vorstreckbarkeit, können die Mehrkosten gering gehalten werden. Die Vorteile überwiegen deutlich. Bei der Entwicklung der Mantelfolien arbeitet das Lagerhaus eng mit dem Marktführer, der Firma Trioplast, zusammen. Im Bereich Mantelfolie wird das Produkt “TrioBale compressor” in Abstimmung mit den Maschinenherstellern weiterentwickelt. Diese Folie ist insbesondere im Bereich der Ergiebigkeit und beim Laufverhalten führend.

Bei den Stretchfolien geht der Trend zu immer dünneren Folien. Welche Folienstärke ist ratsam?
Rötzer: Bei den Stretchfolien fällt auf, dass immer mehr stärkenreduzierte Typen mit einer Dicke zwischen 19 µm und 24 µm angeboten werden. Hier sind Qualitätsfragen zu beachten, die vom Produktionsverfahren abhängen. Wird eine Folie einfach nur dünner produziert, dann kommt entsprechend weniger Material am Ballen an. Das Risiko von Verlusten steigt. Anders ist dies bei Folien, die im sog. inline-Verfahren verdichtet werden. Es war diese Technik, durch die das Thema Stärkenreduktion bei Stretchfolien vor einigen Jahren losgetreten wurde. Allerdings beherrschen dieses Verfahren nur wenige Hersteller. Wir sind mit erhöhter Vorsicht an dieses Thema herangetreten und haben uns ausschließlich auf inlineverdichtete Typen beschränkt. So konnten zum Beispiel gute Erfolge mit der Marke Tenoplus R erzielt werden die immerhin 2000 Laufmeter anstatt der sonst üblichen 1500 Laufmeter auf einer Rolle hat.

Folienneuheit: Für Rund- und Quaderballen

Das Wickeln von Quaderballen stellt höchste Ansprüche an die Folie, da über Ecken und Kanten hinweg gewickelt wird. Deshalb wurde die Tenoplus R weiterentwickelt zur neuen Tenoplus RS mit 1900 Laufmetern pro Rolle. Auch für die in Österreich weitaus führende Rundballensilage ist diese Folie eine Überlegung wert. Denn ihre hohe Toleranz bei der Anwendung, eine sehr hohe Laufsicherheit, die inline-Verdichtung sowie die vielen Laufmeter pro Rolle machen die Tenoplus RS aktuell wohl zur besten Folie am Markt.Auch bei den Farben bleiben keine Wünsche offen. Wie schon im Vorjahr kann die Folie wieder in der Farbe pink und, 2016 neu, auch in der Farbe blau gekauft werden. Beim Kauf von Folie in diesen zwei Farben werden Krebsvorsorgeorganisationen unterstützt. Natürlich ist die Folie auch in der Farbe hellgrün erhältlich.

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