Aktivisten stellen beste Haltung an den Pranger

Im Bezirk Braunau wurden zahlreiche Betriebe von einem Tierschutzverein aufgesucht. Dabei wurden ohne deren Wissen Fotos aufgenommen, im Internet veröffentlicht und negativ darüber berichtet.

Für Stefan Bleierer ist die Aktion des Tierschutzvereins inakzeptabel und nicht nachvollziehbar.

Der Obmann des Vereins „RespekTiere“ fotografierte ohne die Einwilligung der Betriebsführer ihre Rinder, Stallungen und Ausläufe. „Der selbsternannte Tierschützer war nicht nur auf meinem Hof, sondern auch auf Betrieben in der Umgebung“, ärgert sich Biobauer Stefan Bleierer aus Sankt Georgen am Fillmannsbach. Viele seiner Berufskollegen würden aus Angst vor etwaigen weiteren Besuchen von Tierrechtsaktivisten nicht genannt werden wollen. Er könne dies zwar verstehen, wollte selbst aber trotzdem Stellung beziehen. „Auf der Website des Vereins sah ich meine Tiere und die Kritik hinsichtlich schlechter Haltungsbedingungen. Der Tierschützer hat zudem unerlaubterweise meinen Privatgrund betreten, was eine Besitzstörungsklage nach sich ziehen könnte“, so Bleierer.

Stall und Auslauf weit über den gesetzlichen Bestimmungen

Was den Landwirt und seine Frau besonders ärgert, ist, dass ihr Betrieb weit über den gesetzlichen Bestimmungen produziert. Familie Bleierer bewirtschaftet ihren bäuerlichen Familienbetrieb mit 30 Stück Schottischen Hochlandrindern und einem Ab-Hof-Verkauf, bei dem Fleisch, Leberkäse und verschiedene Wurstsorten angeboten werden. „Für meine Frau und mich ist die Kritik des Tierschutzvereins absolut nicht nachvollziehbar. Sowohl der Stall, als auch der Auslauf sind von der Größe deutlich über den gesetzlichen Bestimmungen. Auf unserem Betrieb könnten wir somit fast doppelt so viele Tiere halten“, zeigt sich Bleierer verwundert und bekommt dabei Unterstützung des Bauernbundes.

„Solche Betriebe sollte der Verein als Positiv-Beispiel bewerben.“

„Die landwirtschaftlichen Produktionsstandards sind beim Tierwohl und Umweltschutz in Österreich global betrachtet am höchsten. Da ist es völlig unverständlich, dass die Haltung von Rindern in Freilaufställen kritisiert wird“, betont Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner. Er vermutet hier ein rein spendenorientiertes Handeln des Vereins. „Etwas bewusst zu skandalisieren, um Spenden zu bekommen ist für mich nicht der richtige Weg, um auf Anliegen aufmerksam zu machen“, so Wallner. Er plädiert dafür, dass solche Vereine auf die Leistungen der heimischen Landwirtschaft aufmerksam machen sollten. „Einen Biobetrieb mit Freilauf-Stall und Direktvermarktung sollte der Verein als Positiv-Beispiel bewerben, anstatt ihn negativ darzustellen“, fordert Wallner.

Amtstierarzt stellte keine Mängel fest

In Österreich werden tierhaltende Betriebe regelmäßig von Amtstierärzten kontrolliert. Dabei werde ganz genau auf die Haltungsbedingungen geachtet. Verstöße werden umgehend durch die jeweilige Bezirkshauptmannschaft zur Anzeige gebracht. „Bei unserem Betrieb muss aufgrund des Zuchttierverkaufes eine tierärztliche Kontrolle durchgeführt werden. Ein Tierarzt ist daher relativ oft auf unserem Hof anwesend. Eine Meldung wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz hat es bisher noch nie gegeben. Nach dem Vorfall verständigte ich den Amtstierarzt, welcher daraufhin eine Kontrolle durchführte. Es wurden keine Mängel festgestellt“, betont Bleierer und ergänzt: „Ich wollte das einfach nicht auf mir sitzen lassen. Ich weiß, dass ich meine Tiere gut halte, das wurde nun abermals bestätigt.“

Treffen führte zu Unverständnis

Anfang März fand ein Treffen mit dem Obmann am Betrieb der Familie Bleierer statt. „Bereits während des Gespräches merkte ich, dass es dem Obmann primär nicht um die Art der Rinderhaltung geht, sondern grundsätzlich um die Nutztierhaltung. Der Obmann und so auch der Verein leben und forcieren die vegane Ernährung. Eine Nutztierhaltung – auch wenn diese noch so hohen Haltungsstandards entspricht – hat in dieser Gedankenwelt anscheinend keinen Platz. Dass sie damit der österreichischen Landwirtschaft schaden und dadurch indirekt den Import von Fleisch aus Ländern mit deutlich geringeren Tierwohlstandards befeuern, nehmen sie billigend in Kauf“, erklärt Bleierer.

- Bildquellen -

  • Stefan Bleierer: Privat
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