Agrarsymposium 2019: Ernste Lage

Steirische Bauern stürmten regelrecht eine Fachveranstaltung, in der es um die Folgen des Klimawandels und die Treibhausgase ging.

Mit 700 Landwirten beim Raiffeisen-Agrarsymposium in Raaba-Grambach hatte man gar nicht gerechnet. Aber es bewies, dass das gewählte Thema „Landwirtschaft im Klimawandel“ den Bauern unter den Nägeln brennt.

Andrea Steiner – sie leitet seit einigen Wochen das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel in Graz – fesselte mit ihren klaren Worten, aber düsteren Aussichten. „Wenn wir weltweit so weitermachen wie bisher, wird der globale Temperaturanstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts durchschnittlich vier Grad und regional deutlich noch mehr betragen“, sagte Steiner. Zur Veranschaulichung legte sie Prognosen für die Südoststeiermark auf den Tisch. Seit den 1970er Jahren ist hier die Durchschnittstemperatur im Sommer pro Dekade um 0,7 Grad gestiegen. Etwa im Jahr 2100 wird es in diesem Bezirk zwei Monate lang nur Hitzetage geben. Das sind Tage, an den es 30 Grad oder mehr haben wird.

Die Ursache dafür ist der Treibhauseffekt. Drei Gase zeichnen dafür hauptverantwortlich, nämlich Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Laut dem Pariser Klimaschutzabkommen sollte Österreich seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent senken. „Aber bis dato hat es noch keine Reduktion gegeben“, ließ Steiner wissen. Als die beiden Hauptverursacher der Treibhausgase nannte sie die Industrie und den Verkehr. Den Anteil der heimischen Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen bezifferte sie mit insgesamt zehn Prozent.

Die Referenten und Bauernfunktionäre mit Klimaschutz-Schildern beim Raiffeisen-Agrarsymposium. Foto: photoworkers/Peter Riedler

Auf die Gesellschaft, vor allem aber auf die Bauern, kommen gewaltige Herausforderungen zu. Johann Gasteiner, der Leiter für Forschung und Innovation an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, machte deutlich: „Wenn die durchschnittliche Jahrestemperatur um ein Grad zunimmt, kommen 200 Liter Niederschlage weniger bei den Wurzeln der Pflanzen an.“ Durch die Trockenheit kommt es, so Gasteiner, auch zu neuen Pflanzenschädlingen. Engerlinge, Borkenkäfer sowie Pilz- und Rostkrankheiten sind nur einige davon.

Was den künftigen Niederschlag betrifft, gibt es für die Steiermark keine exakten Prognosen. „Fix ist, dass die Sommer trockener werden und die Starkregen zunehmen“, betonte der steirische Wetterexperte Alexander Podesser.

Ökoregion Kaindorf

Ein Teil der Klimastrategie der Landwirtschaft könnte der Humusaufbau sein. „Humus bindet Kohlendioxid“, sagte Obmann Rainer Dunst von der Ökoregion Kaindorf. Zusätzlich werden die Böden durch einen gezielten Humus-Aufbau stabiler und können ein Vielfaches an Wasser aufnehmen, Abschwemmungen vermeiden und Trockenperioden entgegenwirken. Der Ackerboden hat durchschnittlich einen Humusgehalt von 2,5 bis 3 Prozent. Dieser Wert könnte deutlich auf 4,5 bis 5 Prozent erhöht werden. Am Humusprojekt der Ökoregion Kaindorf nehmen aktuell 300 Bauern mit 3000 Hektar Ackerland teil. Aufgrund des Zertifikat-Handels bekommen die Landwirte 30 Euro pro Tonne gebundenes Kohlendioxid. Bis zu 50 Tonnen sind, so Dunst, möglich. Allerdings müssen die teilnehmenden Bauern für eine ständige Gründecke sorgen und auf den Pflug verzichten.

Rückhalt gefordert

Aufsichtsratspräsident Wilfried Thoma und Generaldirektor Martin Schaller fassten die Veranstaltung, an der auch MEP Simone Schmiedtbauer, Landesrat Hans Seitinger und LK-Präsident Franz Titschenbacher teilnahmen, zusammen: „Die heimische Landwirtschaft stellt beim Klimaschutz einen großen Hebel dar und kann Entscheidendes leisten. Dazu benötigt sie aber auch das Vertrauen und den Rückhalt der Gesellschaft und Politik!“

Klimakonferenz

Um die Reduktion der Treibhausgase geht es bei der derzeit in Madrid stattfindenden UNO-Klimakonferenz mit 25.000 Teilnehmern aus fast 200 Ländern. Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssten zwischen 2020 und 2030 jährlich um 7,6 Prozent zurückgefahren werden, wird gefordert. Andernfalls werde das im Pariser Klimaabkommen formulierte Ziel verpasst, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Beitragsbild: stock.adobe.com

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