Agrana-Soll-Wert von 38.000 ha übertroffen

Österreichs Rübenbauern sicherten der Agrana ausreichend Rübenanbauflächen zu, um die vor dem Aus stehende Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld weiter zu erhalten. Möglich machte dies ein Pakt zwischen Bauern, Politik und dem Betreiber.

Köstinger, Pernkopf, Karpfinger, Schmuckenschlager, Hiegelsberger: Bauern haben ihre Hausaufgaben gemacht. Foto: Paul Gruber/BMLRT

Österreichs Landwirte haben ihren Teil des „Zucker-Rettungspakts“ erfüllt. Mittlerweile steht fest: Die von der Agrana für 2021 geforderte Mindestanbaufläche von 38.000 Hektar konnte erreicht werden.
Noch vor wenigen Wochen sah es ganz anders aus. Rübenbauern und Agrana-Mitarbeiter erreichte die
Hiobsbotschaft: Das Werk in Leopoldsdorf soll geschlossen werden, sollten dafür künftig nicht ausreichend Rübenflächen kontrahiert werden. Der Betrieb von zwei Zuckerfabriken im Land wäre nicht mehr wirtschaftlich, hieß es seitens Agrana. Auf dem Spiel stehen neben rund 150 Arbeitsplätzen in der Fabrik im Marchfeld auch die österreichische Eigenversorgung mit Rübenzucker. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger lud daher prompt zu einem runden Tisch ins Ministerium, um die Aufrechterhaltung der Fabrik sowie die Eigenversorgung sicherzustellen. Bund, Länder, Landwirtschaftskammer, Rübenbauern und auch die Agrana einigten sich Mitte September auf den „Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“. Eine Auflage der Agrana war, mit Kontrahierungsverträgen für 2021 bis Ende Oktober mindestens 38.000 Hektar Anbauflächen abzusichern. Diese Forderung haben die Landwirte mittlerweile erfüllt. Vor allem in Nieder- und Oberösterreich sollen wieder deutlich mehr Rübenflächen vertraglich fixiert worden sein, ebenso in der Steiermark, verlautete am Dienstag bei einer Pressekonferenz von Ministerin Köstinger, den Agrarlandesräten Stephan Pernkopf und Max Hiegelsberger, Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger und LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager.
Bund und Länder werden Prämien von 250 Euro pro Hektar zahlen, wenn durch Schädlinge oder Trockenheit Rüben nochmals nachgebaut werden müssen. Die Agrana garantiert die Abnahmeverträge und hat die Übernahme der Saatgut-Kosten beim Wiederanbau zugesagt.
Nun ist der Agrana-Aufsichtsrat am Zug, die bereits beschlossene Fabrikschließung zu revidieren. „Allerherzlichster Dank für die Kraftanstrengung“ der VP-Agrarpolitiker kam bereits vom SPÖ-Bürgermeister von Leopoldsdorf, Clemens Nagel, „zum Wohle vieler arbeitender Menschen, einer ganzen Region und zur Absicherung der Zuckerversorgung“.

Elisabeth Köstinger, Agrarministerin: „Die Bäuerinnen und Bauern retten die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf, indem sie ihren Teil des Paktes erfüllt haben. Sie werden im kommenden Jahr auf 38.000 Hektar Rüben anbauen und damit die Eigenversorgung mit Zucker sichern. Unser Pakt mit seinen Maßnahmen hat die Grundlage dafür geschaffen. Jetzt liegt es an der Agrana, ihren Worten Taten folgen zu lassen und den Standort in Leopoldsdorf zu sichern.“

Ernst Karpfinger, Präsident der Rübenbauern: „Die gemeinsame Kraftanstrengung hat gewirkt. Unsere Mitglieder haben durch ihre gesteigerte Anbaubereitschaft den genossenschaftlichen Zusammenhalt in schwierigen Zeiten bewiesen und gemeinsam das Flächenziel erreicht. Das macht mich stolz und zuversichtlich. Das Ergebnis ermöglicht weiterhin die Eigenversorgung Österreichs mit heimischem Zucker und sichert darüber hinaus die etwa 150 Arbeitsplätze am Fabrikstandort Leopoldsdorf ab.“

Stephan Pernkopf, LH Stellvertreter NÖ: „Der Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers wirkt, die Flächen konnten gesteigert werden. Damit setzen die Bäuerinnen und Bauern trotz schwieriger Bedingungen weiterhin auf die Rübe, ein wichtiges Signal für die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln, aber auch für die Umwelt. Denn wenn der Zucker nicht bei uns produziert wird, kommt er aus anderen Erdteilen, wo dafür möglicherweise sogar Regenwald niedergebrannt wird. Die Bauern haben immer gesagt: Wir wollen produzieren, man muss uns aber auch lassen. Das beweisen sie jetzt. Leider haben zwei Bundesländer aus populistischen Gründen ihre Landwirte dabei nicht unterstützt, nämlich das Burgenland und Wien. Immerhin kann das Unternehmen Agrana nun hoffentlich eine positive Entscheidung treffen.“

Max Hiegelsberger, Agrarlandesrat OÖ: „Das rasche Handeln aller Beteiligten infolge der drohenden Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf hat sich ausgezahlt. Allein in Oberösterreich konnten wir die Anbaufläche um 30 Prozent steigern. Damit haben die Bäuerinnen und Bauern ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Sie sind permanent bereit, in neue interessante Zukunftsfelder hineinzugehen, wenn ein Mindestmaß an Planbarkeit vorhanden ist. Angesichts der sehr guten Ertragslage von durchschnittlich 92 Tonnen je Hektar liefert Oberösterreich bereits rund ein Viertel der österreichweiten Zuckerrübenmenge.“

Johannes Schmuckenschlager, Vizepräsident LK NÖ: „Ich sehe dieses starke Zeichen der Landwirtschaft, der Bäuerinnen und Bauern, als Auftrag an uns alle, das Modell der Produktionssparte Rübe nun so zu entwickeln, dass es unseren bäuerlichen Betrieben Sicherheit sowie klare und planbare Rahmenbedingungen für eine langfristige, zukunftsfähige Perspektive gibt. Insbesondere für die künftigen Hofübernehmer. Ein wichtiges Werkzeug ist der Pflanzenschutz. Es braucht die Zulassung und Verfügbarkeit von wirksamen Pflanzenschutzmitteln, um die österreichische Produktion abzusichern und damit die Versorgung mit hochwertigem heimischem Zucker sicherzustellen.“ 

Eva Zitz, Bernhard Weber

 

- Werbung -
Vorheriger ArtikelArbeitsprogramm: LKOÖ setzt zehn Schwerpunkte
Nächster ArtikelDer Apfel – gesundes Symbol der Regionalität