Der Klimawandel und die Sturmschäden im Wald haben es der Jägerschaft nicht leicht gemacht, den Abschussplan zu erfüllen. Dennoch und trotz weiter erhöhter Abschussvorschreibung wurde er zu 90 Prozent erfüllt, würdigt LH-Stv. Josef Geisler die Bemühungen der Jägerinnen und Jäger: „Doch auch wenn wir auf den guten Fortschritt im vergangenen Jahr zurückblicken können, bleibt der Blick nach vorne gerichtet: Der Klimawandel und die massiven Sturmschäden fordern uns weiterhin heraus. Der Forstschutz und die Aufforstung von Schadholzflächen müssen weiterhin im Fokus stehen, besonders im Hinblick auf die Herausforderungen durch den Wildverbiss.“ Allein im vergangenen und heurigen Jahr werden rund sechs Millionen neue Bäume gepflanzt. Der klimafitte Wald brauche eine enge Zusammenarbeit, um auch weiterhin als Wirtschaftsraum und Lebensraum für Wildtiere genutzt werden zu können.
Für das nächste Jagdjahr laufen bereits die Rotwildzählungen an den Fütterungsstandorten zur Erhebung des Bestandes, berichtet Landesjägermeister Anton Larcher über die anstehenden Aufgaben der Jägerschaft: „Aktuell finden im ganzen Land Rotwildzählungen statt. Weiters werden dieses Jahr im Frühling die Bestände von Auerhähnen und Birkhähnen erfasst und im Sommer und Herbst die landesweite Steinwildzählung umgesetzt.“ Zudem seien Klimaveränderung, Krankheiten sowie neue oder zurückkehrende Wildarten weiterhin Dauerthemen.
Tbc: Vorsorge wird fortgesetzt
Die Bekämpfung der Tuberkulose (Tbc), die durch einen erhöhten Rotwildbestand auf Rinder übertragen werden kann, bleibt auch im Jagdjahr 2024/2025 eine zentrale Aufgabe. In enger Zusammenarbeit zwischen Jägerschaft, Landwirtschaft und den zuständigen Behörden werden jedes Jahr präventive Maßnahmen gesetzt, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Im Rahmen des Tbc-Überwachungsprogramms in den Rotwild-Tbc-Risikogebieten (Oberes Lechtal im Bezirk Reutte, Stanzertal und Verwall im Bezirk Landeck sowie die Karwendel-Almen im Bezirk Schwaz) werden jährlich von Mitte November bis Mitte Dezember Untersuchungen der Rinderbestände durchgeführt. Diese ermöglichen eine rasche Identifikation von Verdachtsfällen, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen, zu bekämpfen und so zu verhindern, dass sie sich weiter ausbreitet.
Erlegtes Rotwild im ausgewiesenen Rotwild-Tbc-Risikogebiet (Oberes Lechtal) wird lückenlos untersucht, in den übrigen Risikogebieten wird ein intensives Screening-Programm durchgeführt. In den Bezirken Reutte und Landeck wurden insgesamt 15 Stück Rotwild als Verdachtsfälle genauer untersucht. Bei 14 dieser Tiere hat sich der Verdacht bestätigt. Im Risikogebiet Karwendel-Almen im Bezirk Schwaz ist kein Verdachtsfall aufgetreten.
Die Tbc-Untersuchung von rund 7.000 Rindern in circa 700 Betrieben ist abgeschlossen. In einem landwirtschaftlichen Betrieb im Außerfern sowie in zwei Betrieben im Bezirk Landeck wurde Tbc im Rinderbestand nachgewiesen. In zwei weiteren Betrieben im Bezirk Landeck ist im Rahmen der Untersuchung der Kontakttiere je ein Verdachtsfall aufgetreten. Der endgültige Befund zu diesen zwei Tieren wird erst in einigen Wochen vorliegen. Nachdem alle Rinder der betroffenen Landecker Betriebe im Sommer nachweislich Tbc-frei auf dieselbe Alm aufgetrieben wurden, ist von einem Eintrag von Tbc in den Rinderbestand durch infiziertes Rotwild auszugehen. Im Rahmen der Untersuchungen wurden in diesem Gebiet bei mehreren Rotwildstücken Verdachtsfälle festgestellt. Im Bezirk Reutte wird derzeit von einem Eintrag der Infektion durch infiziertes Rotwild auf einer Heimweide ausgegangen.
Aktuell seien die Tbc-Zahlen in Tirol nach wie vor niedrig, jedoch würden die Jäger die Situation in den angrenzenden Regionen genau beobachten, so Landesjägermeister Larcher: „Es laufen bereits Gespräche und Planungen, um in den betroffenen Gebieten vorbereitet zu sein. Wir sind uns unseres Auftrags und wichtigen Beitrags zur Tbc-Bekämpfung bewusst. Erlegtes Rotwild im ausgewiesenem Risikogebiet (Oberes Lechtal) wird lückenlos untersucht.“ Auch unabhängig von Tbc sei die Jägerschaft landesweit gefordert, die Bestände des Rotwildes zu regulieren. Gegenteilige Sorge bereitet Larcher hingegen das Gamswild: „Es gerät immer mehr unter Druck. Wir verweisen seit Jahren auf sinkende Abschusszahlen. Da die Gams in Anhang V der FFH-Richtlinie aufgeführt ist, bedarf sie besonderer Aufmerksamkeit.“
Abschussverordnungen und Monitoring bei Wolf
14 Abschussverordnungen für Risiko- und Schadwölfe hat die Tiroler Landesregierung 2024 erlassen, zwei davon konnten erfüllt werden. „Insbesondere bei den Wölfen brauchen wir eine gute Datengrundlage für ein dauerhaftes Management, um die Almwirtschaft unterstützen zu können“, erklärt Larcher.
Wie bereits in den vergangenen Jahren bleibt der Tiroler Jägerverband auch weiterhin ein wichtiger Partner bei der Rissbegutachtung von Wildtieren und im Monitoring, meint Geisler: „Auch wenn die Bejagung von Wölfen weiterhin eine Herausforderung darstellt, setzen sich die Jägerinnen und Jäger mit großem Engagement dafür ein, im Sinne von Mensch und Tier einen verantwortungsvollen Beitrag zu leisten. Die Tiroler Jägerschaft ist gut aufgestellt, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.“
- Bildquellen -
- Rotwild 8 ID16825: agrarfoto.com