Abgesichert wirtschaften im Trockengebiet

Die oft lang anhaltende Trockenheit wird für viele Landwirte im Osten Österreichs zum Problem. Die BauernZeitung hat einen Betrieb besucht, der als Reaktion darauf auf die Kombination aus Bodenmanagement und Ernteversicherung setzt.

Wassersparende Anbaumethoden sind bei gerade mal 500 mm Jahresniederschlag unumgänglich.

Mitten im Weinviertel, mit gerade einmal 500 Millimeter Niederschlag pro Jahr eine der trockensten Regionen Niederösterreichs, liegt Göllersdorf. Dort leitet Thomas Schmidt die 560 Hektar große Gutsverwaltung Schönborn. Unterstützt wird er von zwei Mitarbeitern. Auf dem konventionell geführten Ackerbaubetrieb werden traditionell Rübe, Raps, Weizen, Durum, Sommergerste, Sojabohne und Kürbis angebaut. Die größten Probleme bereitet wie auf anderen Betrieben im Umland der Rapsanbau. Der Grund dafür: Bei der Aussaat im Spätsommer ist es seit Jahren meist zu trocken. „Dabei ist der Raps sowohl für die Fruchtfolge als auch für die Biodiversität ideal“, sagt Schmidt.

Pflugverzicht seit vielen Jahren

Probleme mit Trockenheit, Wassermangel und in der Folge Winderosion sind für den Gutsverwalter kein neues Thema. Schon seit den 1990er-Jahren verfolgt man daher auf Gut Schönborn eine nachhaltige Landwirtschaftsstrategie, etwa mit dem bewussten Verzicht auf den Pflug. Das schont den Boden vor Austrocknung, minimiert den Abtrag, verbessert die Wasserspeicherung und damit die Bodenqualität seiner Felder, weiß Schmidt. All das macht auch finanziell Sinn, dank weniger Überfahrten und damit Dieselkosten.

Eine klassische Bewässerung ist bei uns nicht möglich. Einfach weil uns das Wasser fehlt.
Thomas Schmidt, Gutsverwalter

Allerdings: Der Pflugverzicht bringt auch Herausforderungen mit sich, räumt Schmidt ein, „vor allem in Bezug auf die Bekämpfung von Unkräutern wie Trespen“. Ackerbau sei eben ein komplexes Thema. „Es müssen stets verschiedene Aspekte abgewogen werden, um den besten Kompromiss zwischen Ertrag, Umweltschutz und Arbeitsaufwand zu finden“, meint der Praktiker.

Klimafitte Böden als erklärtes Ziel

Nun war 2024 erneut das heißeste Jahr seit Beginn der Messaufzeichnungen. Die Auswirkungen der Trockenheit waren auch auf den Flächen der Gutsverwaltung sichtbar. Um gegenzusteuern, sind klimafitte Böden das erklärte Ziel. Und das mittels Humusaufbau, denn jedes Kilogramm Humus speichere fünf Liter Wasser. „Und je mehr Wasser ein Acker bei Starkregen hält, desto besser“, weiß Schmidt. Auch würden jährlich je Hektar 300 Kilogramm Humus mit Zwischenfrüchten, Strohverbleib auf den Stoppeln, Winterbegrünungen sowie Zufuhr von Kompost oder Restmelasse aus der Zuckerfabrik aufgebaut. „Das mag bei 7.500 Tonnen Krumme nicht viel sein, ist aber über viele Jahre gedacht nicht zu ignorieren.“
Klassische Bewässerungsformen sind rund um Göllersdorf dagegen „schlichtweg nicht möglich“, so Schmidt, „da wir hier kein Wasser haben“. Und eine in Aussicht gestellte Kanalleitung mit Donauwasser liege noch in ferner Zukunft, „auch wenn es eine wichtige Lösung zur Bekämpfung unserer Wasserknappheit wäre“, ist der gebürtige Deutsche überzeugt.
Die Absicherung gegen Folgen nicht nur von Dürre oder anderen Naturkatastrophen ist für Schmidt ebenfalls ein Muss in der Betriebsführung.

Ernteversicherung hat sich bewährt

Daher sind alle Flächen der Gutsverwaltung bei der Österreichischen Hagelversicherung versichert. „Wir nutzen für unsere Kulturen alle ihre Angebote. Die Zusammenarbeit währt seit 25 Jahren.“
Dürreindex- oder Agrar-Universal-Versicherung geben dem Betriebsführer auch eine gewisse Planungssicherheit, „was angesichts der steigenden Häufigkeit und Intensität von Dürreereignissen zunehmend wichtiger wird“, so Schmidt. Absicherungen auch gegen Überschwemmung, Hagel, Verwehung oder Schädlingsbefall bieten sich an für eine gut durchdachte Risikostrategie. Besonders schätzt er auch die schnelle und faire Abwicklung im Schadensfall.
Mehr Sorge hat Thomas Schmidt indes vor den Auswirkungen extremer Klimaereignisse auf den Markt, weil diese die Ernte gefährden und oft zu starken Preisschwankungen führen. Mit Getreidelagerung am Betrieb schafft er daher einen Puffer, um flexibler reagieren zu können auf Preisverfall oder Knappheit.

Quelle: GeoSphere Austria

Agrarmärkte stets genau im Auge behalten

Marktorientierung und die Beobachtung von globalen und politischen Entwicklungen mit Einfluss auf den Absatz seiner Erzeugnisse gehören für den Betriebsleiter ebenfalls zu seinem täglichen Geschäft. Auch die schleichende Verschiebung der Kulturanteile etwa vom Erbsenbau „hin zur Sojabohne“ oder der vermehrte Anbau von Sommergerste im Herbst.
Keinen Hehl macht Schmidt auch aus seiner Ablehnung überbordender Agrarbürokratie und dem wachsenden Einfluss der Agrarpolitiker. „Ob die wirklich immer wissen, was für meinen Betrieb und unsere Böden am besten ist, sei dahingestellt. Im Interesse meiner Eigentümer liegt es in meiner Aufgabe, dass die Felder bestmöglich und nachhaltig bewirtschaftet werden.“
Nicht nur er, auch viele Landwirte erleben die Bürokratie als „hemmend, weil dadurch unsere Entscheidungsfreiheit eingeschränkt wird. Noch dazu, wenn diese nicht im Einklang mit den praktischen Bedürfnissen und Herausforderungen der Landwirte steht. Um am EU- und Weltmarkt konkurrieren zu können, müssen wir vielmehr schauen, dass wir frei agieren können“, ist Gutsverwalter Thomas Schmidt überzeugt.

Quelle: ZVG
Die Ernte auf den Feldern im Weinviertel erfolgt immer öfter bei staubtrockenen Verhältnissen.

Zur Person

Thomas Schmidt (58) ist Absolvent der Agraruniversität Kiel. Er leitet seit 25 Jahren das Gut Schönborn. Als Praktiker ist er auch Mitglied im Vorstand der Österreichischen ARGE für integrierten Pflanzenschutz (ÖAIP).

Umfassend versichern Jedes Jahr verursachen Wetterextreme große Schäden im Ackerbau – Tendenz steigend. Die Österreichische Hagelversicherung bietet mittlerweile den umfassendsten Versicherungsschutz von Agrarkulturen in Europa.
Mit der „Agrar Universal Versicherung“ sind neben Schäden durch Hagel noch viele weitere Risiken abgesichert: Schäden durch Überschwemmung, Spätfrost, Sturm- und Schneedruck; Ertragsverluste durch Dürre und Auswuchs; Wiederanbauschäden nach Frost, Verschlämmung, Überschwemmung, Verwehung, tierischen Schädlingen sowie Trockenheit im Grünland. Zusätzlich können bis zu 50 Kulturen in der Dürreindex-Versicherung (seit 2015) abgesichert werden. Das Versicherungsangebot wurde heuer ausgeweitet um die neue Variante „Spezial“ für Betriebe in guten Ertragslagen mit tiefgründigen Böden. Geboten werden eine bis zu 50 Prozent höhere Entschädigung in der Dürre-index-Versicherung (seit 2015) anstelle der Dürreertragsversicherung und eine 50 Prozent höhere Entschädigung bei Sturm-, Schneedruck- und Auswuchsschäden.
Die Antragsfrist für diese Ernteversicherung endet am 31. März. Die Prämie wird zu 55 Prozent vom Bund und von den Ländern gefördert. Die Abwicklung der Prämienförderung erfolgt durch die Hagelversicherung.

- Bildquellen -

  • Landkarte: GeoSphere Austria
  • Erdäpfelernte: ZVG
  • Vorbereitungsarbeiten: ZVG
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AUTORJohannes Stift
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