Die neue EU-Bio-Verordnung, die heuer mit Jahresbeginn in Kraft getreten ist, bereitet den heimischen Bio-Bauern vor allem hinsichtlich der geänderten Weiderichtlinien Sorgen. „Teilweise sind massive Anpassungen notwendig. So sind zum Beispiel schon eigene Straßen-Überführungen für Tiere gemacht worden“, weiß Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Wer bis zum Jahresende keine Lösung findet, kann seine Landwirtschaft ab 2023 nicht mehr gesamtbetrieblich biologisch führen. Waldenberger befürchtet daher eine größere Ausstiegswelle.
In Oberösterreich: Jeder fünfte Betrieb wirtschaftet biologisch
Mit Stichtag 1. Jänner 2022 wurden in Oberösterreich 4696 Bio-Betriebe mit mehr als einem Hektar landwirtschaftlicher Fläche und eine Bio-Fläche von insgesamt 94.112 Hektar gezählt. Dies entspricht 20,4 Prozent aller heimischen Betriebe und 18,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Das bedeutet einen historischen Höchststand für Oberösterreich – wenngleich der bundesweite Vergleich auch nur einen der hinteren Ränge einbringt.
In der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU bleibt eine eigenständige Bio-Maßnahme erhalten, „und damit auch die Sichtbarkeit von Bio im Agrarumweltprogramm ÖPUL“, ergänzt Waldenberger. „Auch ein Zuschlag von fünf Prozent für Bio-Betriebe im Rahmen der Investitionsförderung konnte noch vor Abschluss der Verhandlungen abgesichert werden, um den höheren Investitionskosten bei Bio-Stallbauten gerecht zur werden“, so der LK-Präsident.
Nach insgesamt vier Jahren ist nun ab 2023 für Neubetriebe wieder ein vollumfänglicher Einstieg in die Bio-Maßnahmen möglich. „Der Einstiegsstopp hat die die Entwicklung des Bio-Bereichs gebremst und nicht den Marktanforderungen entsprochen“, sagt Waldenberger. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeige schließlich ein deutlich positives Wachstum des Bio-Absatzmarktes, der auch weiter gestärkt werden solle.
Hohes Ansehen und ein hohes Maß an Unabhängigkeit
Auch Johannes Liebl, Obmann von Bio Austria Oberösterreich, entwirft grundsätzlich ein positives Zukunftsszenario für Bio-Bäuerinnen und -Bauern. Sie könnten nicht über fehlende Wertschätzung seitens der Gesellschaft klagen, auch der Zuspruch der Konsumentenschaft sei da und ebenso die Tendenz der jüngeren Generation, Herkunft und Produktionsweise von Lebensmitteln zu hinterfragen. „Biobetriebe sind großteils autonom. Futtermittel und organische Dünger kommen in erster Linie vom eigenen Hof“, sagt Liebl, „95 Prozent der Bio-Austria-Futtermittel stammen aus Österreich.“ Dennoch werfe die aktuelle Situation rund um die steigenden Preise und den Ukraine-Krieg auch für sie einige offene Fragen auf – nicht zuletzt jene, wie die Konsumenten auf die Krise reagieren.
Apropos Krise: „Bio schützt auch das Klima“, so Liebl in Richtung dieser permanenten Herausforderung. Die biologische Wirtschaftsweise verursache weniger Treibhausgase als die konventionelle Landwirtschaft, die Vielfalt an Sorten und Rassen, auf die in der Bio-Landwirtschaft seit jeher gesetzt wird, zeige auch Potenziale hinsichtlich extremer Witterungs- und Bodenverhältnisse auf.
Die Bio-Bauernschaft ist überzeugt davon, dass der Genuss von Bio-Produkten gepaart mit einem geringfügig reduzierten Fleischkonsum und weniger weggeworfenen Lebensmitteln ein bedeutender Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung und die Ernährungssicherung im Land sein könnte. „Bis 2080 wäre es laut einer Studie kein Problem, Österreich nur durch Bio-Landwirtschaft zu ernähren“, sagt Liebl.
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- Biolandbau als Erfolgsmodell: Fotos: Bio Austria/Fuchs, LK oö