Der oberösterreichische Wald wird von der Baumart Fichte dominiert. 63 Prozent der Waldfläche, knapp 300.000 Hektar, sind mit Fichten bestockt. “Beim Bäuerlichen Waldbesitzerverband sind neun von zehn gelieferten Stück Blochholz Fichte. Sie ist somit die wirtschaftliche Triebfeder unserer Wälder”, betonte Geschäftsführer Andreas Hofbauer.
“Risiko der Fichte nicht überbewerten”
Für Oberforstmeister Bernhard Mitterbacher von der Castell-Castell‘schen Forstverwaltung lässt sich die Frage, ob die Fichte ein Brot- oder Risikobaum ist, rasch beantworten: “Die Fichte ist sowohl Brot- als auch Risikobaum.” Sie ist einfach zu bewirtschaften, raschwüchsig und standarttolerant. Sie ist sehr vielseitig verwendbar, erfreut sich einer guten Nachfrage und wirft eine gute Rendite ab. Die Fichte ist für ihn aber zweifellos auch ein Risikobaum. Das Risiko dürfe jedoch nicht überbewertet werden. Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes hat jeder Baum ein erhöhtes Risiko. Ein so weit verbreiteter Baum wie die Fichte unterliegt natürlich häufig irgendwelchen Kalamitäten. Innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes hat die Fichte kein höheres Risiko als andere Baumarten. Das natürliche Verbreitungsgebiet ist aber einem (Klima)wandel unterzogen. Das hängt im Wesentlichen von der Änderung bezüglich Temperatur und Niederschlag ab. Man müsse die Zeichen der Natur sehen und erkennen. In vielen Fällen werde eine Umstellung der Baumartenwahl erforderlich sein. Im Sinne einer Risikoverteilung rät Mitterbacher mehrere Baumarten im Wald zu haben. Mit ein wenig Gefühl für die Natur, und wenn man mit offenen Augen durch den Wald geht, könne man die Probleme erkennen und entsprechend darauf reagieren.”Entscheidend ist der Umgang mit Fichtenbeständen außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes. Stabilität und Vitalität sind nur möglich durch rechtzeitige starke Eingriffe in Jungbestände. Penible Waldhygiene ist unumgänglich, intensive Käfer-kontrolle selbstverständlich und die sofortige Aufarbeitung und Abfuhr von Käferholz ist notwendig. Parallel dazu ist auch eine sicherheitsorientierte Baumartenwahl entscheidend für die Zukunft”, so Mitterbacher.
Klima-Szenario für das Jahr 2085
Der Meteorologe Josef Rohregger betonte, dass kein Produkt der Welt eine vergleichbare lange Produktionszeit wie Holz habe: “In der Forstwirtschaft ist es notwendig auf 100 Jahre zu planen. Die Witterung ist der Haupteinflussfaktor für die Produktion. Das Klima und das Wetter gehorcht physikalischen Grundgesetzen und ist daher eine wesentlich abschätzbarere Größe als gesellschaftliche und politische Entwicklungen.” Anhand von statistischen Wetterdaten, rückreichend bis ins Jahr 1872, versuchte der Meteorologe die Signale des wandelnden Klimas vor Augen zu führen. Seit 1990 gab es kein einziges Jahr mehr ohne Hitzewelle. Auch die Jahresmitteltemperatur liegt seit den 80er-Jahren jedes Jahr über dem 100-jährigen Durchschnitt. Diese gemessenen Veränderungen bleiben nicht ohne Folgen und er skizzierte ein Szenario des Landes Oberösterreich für das Jahr 2085: Bis dahin werden sich die Hitzetage (Tage über 30 Grad) vervierfachen. In den letzten drei Jahrzehnten gab es zahlreiche überdurchschnittlich warme Winter, mit mehr als drei Grad über dem Durchschnitt. Die Heizgradtage (Wärmesumme) werden von aktuell 3200 auf zirka 2500 sinken. Dadurch werde auch der Heizbedarf um zirka ein Viertel zurückgehen. Einhergehend mit diesen wärmeren Wintern wird sich auch die Niederschlagsart verändern. Dies werde auch eine Auswirkung auf die Bewirtschaftung haben. Die Eistage (Tage an denen die Temperatur nicht über null Grad steigt), die für die Holzbringung so wichtig sind, werden bis zum Jahr 2085 um 70 Prozent zurückgehen. Rohregger appellierte an die Waldbesitzer sich bereits jetzt mit dem Thema Klimawandel zu beschäftigen: “In einer Phase in der der Markt nicht schlecht ist und sich gute Preise erzielen lassen, sind wir in der Lage solche Anpassungen auszuhalten.”