95.000 Freiwillige sorgen für Hilfe und Sicherheit

Oberösterreichs Feuerwehrwesen leistet unbezahlbare Dienste für die Gesellschaft. Im Vorjahr wurden 7,73 Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden gezählt.

Erst in der Vorwoche waren 190 Feuerwehrkräfte aus 13 Feuerwehren beim nächtlichen Großbrand auf einem Milchviehbetrieb im Mühlviertel im Einsatz.

September 2024: Nach hochsommerlichen Temperaturen bricht in der Nacht auf den 12. September eine Kaltfront herein. Es beginnt zu regnen und hört tagelang nicht mehr auf. Historische Mengen fallen vom Himmel. Am Sonntag, dem 15. September, bittet Niederösterreich, das am schlimmsten betroffene Bundesland, um Hilfe aus Oberösterreich. Um 10 Uhr geht die Anforderung in der Feuerwehr-Landeswarnzentrale ein. „Dann werden die Einheiten informiert. In Ansfelden ist Treffpunkt, vier Katastrophen-Züge für verschiedenste Aufgaben formieren sich. Um 16.30 Uhr sind die Kräfte im Einsatzgebiet und arbeiten bis 2 Uhr nachts durch“, rekonstruiert Robert Mayer die Geschehnisse. Damit verdeutlicht Oberösterreichs Feuerwehr-Präsident die Schlagkraft der Organisation. Bei den Hochwasser-Einsätzen im September 2024 seien etwa 420 Feuerwehren involviert gewesen. Zusatz: „Dennoch hat es zu keiner Zeit einen Engpass in einer Gemeinde gegeben“, so Mayer.   

Landes-Feuerwehrinspektor Karl Kraml, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Feuerwehrpräsident Robert Mayer, Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Landes-Feuerwehrkommandant-Stellvertreter Michael Hutterer (v.l.)

Einfach unbezahlbar: 7,7 Millionen Arbeitsstunden

In Linz zog der OÖ Landesfeuerwehr-Verband kürzlich Bilanz über das Jahr 2024. Diese ist eindrucksvoll: 7,73 Millio-nen ehrenamtliche Arbeitsstunden wurden von den Florianijüngern geleistet, insgesamt 63.117 Einsätze stehen zu Buche. Zum Vergleich: 2023 waren es etwa 3400 Einsätze weniger. Reine Einsatzstunden wurden im Vorjahr 686.266 gezählt etwa 30.000 weniger als 2023, aber deutlich mehr als in den Jahren davor. 

Es ist auch wichtig, die Feuerwehrjugend zu motivieren. Sie bekommen in der Gemeinschaft auch Werte vermittelt, die für ihr ganzes Leben und eine gute Gesellschaft prägend sind. Michaela Langer-Weninger

Froh ist der Feuerwehrpräsident über die Tatsache, dass die Mitgliederzahl (knapp 95.000) stabil ist und vor allem die Feuerwehrjugend regen Zulauf hat. „Diese floriert. 13.134 junge Mitglieder bedeuten einen Höchststand“, so Mayer. In den vergangenen zehn Jahren habe sich auch  die Anzahl der Mädchen und Frauen auf mehr als 10.000 verdoppelt. „Das alles sind starke Zeichen für die gesellschaftliche Verankerung der Feuerwehren. Sie sichern langfristig die Einsatzbereitschaft und Qualität im Feuerwehrwesen“, so Mayer.

„Die Feuerwehren helfen mit, dass unser modernes Oberösterreich funktioniert“, formulierte es Landeshauptmann Thomas Stelzer. Möglich sei das, „weil viele sich einbringen, ohne folgende Frage zu stellen: Was bekomme ich dafür?“, so Stelzer. Die 7,73 Millionen geleisteten Arbeitsstunden seien ohnehin unbezahlbar, und zwar in jedem Sinne.

Landesrätin Michaela Langer-Weninger verwies darauf, dass jeder einzelne Einsatz eine Hilfeleistung für die Bevölkerung darstellt. „Sicherheit ist das erste Gefühl, das viele mit der Feuerwehr verbinden“, so Langer-Weninger.

„Reparaturbonus“ für Feuerwehrfahrzeuge

Im Wissen um den unschätzbaren Beitrag, den die Feuerwehren für die Gesellschaft leisten, unterstütze das Land Oberösterreich die Organisation gezielt. So werden heuer etwa 70 neue Fahrzeuge angeschafft. Auch Förderungen für den C-Führerschein oder Maßnahmen zum Stärken des Ehrenamtes fallen darunter. Um die Nutzungsdauer von Feuerwehrfahrzeugen deutlich zu verlängern, kündigte Langer-Weninger einen sogenannten „Reparaturbonus“ an.

Um für die immer komplexer werdenden Einsätze auch in Zukunft gerüstet zu sein, wird das oberösterreichische Stützpunktwesen laufend weiterent­wickelt. Derzeit sind es 234 Stütz­punktfeuerwehren, die mit 470 „Stützpunktaufgaben“ und damit besonderen Fahrzeugen und Gerätschaften betraut sind etwa Drohnen, Boote oder Tunnel-Rüstlöschfahrzeuge. Noch bis zum Jahresende werden etwa 52 Hubrettungsfahrzeuge mit dem Bohrlöschgerät „Drill-X“ aufge­rüstet. Dieses ermöglicht es, durch verschiedene Baumaterialien zu bohren und Löschwasser direkt an den Brandherd zu bringen.

Um den Stützpunktdienst auch finanziell zu sichern, wurde die Förderung der Stellplätze für die Fahrzeuge neu gestaltet schließlich seien deren Aufgaben auch überregional. „Künftig werden Stellplätze für Stützpunktfahrzeuge und Hub­rettungsfahrzeuge mit mindestens 70 Prozent Landesmitteln gefördert. Die Eigenleistungsbeiträge der Feuerwehren entfallen“, erläuterte Michaela Langer-Weninger.

Zahlen im Überblick

Von den 63.117 Feuerwehr-Einsätzen im Jahr 2024 entfielen 16.196 auf Brandeinsätze, dazu wurden 46.921 technische Einsätze gezählt. 3135 Personen und 2218 Tiere wurden gerettet. In der Landeswarnzentrale gingen im Vorjahr 15.187 Alarmierungen ein.

In Oberösterreich gibt es 873 Freiwillige Feuerwehren, 32 Betriebsfeuerwehren und eine Berufsfeuerwehr.

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