350 Winzer, die auszogen, um die Welt zu erobern

Die proWein in Düsseldorf zählt zu den weltweit wichtigsten Weinmessen. An der diesjährigen Messe, die von 19. bis 21. März stattgefunden hat, haben sich auch rund 350 Aussteller aus Österreich beteiligt – größtenteils Weinbaubetriebe sowie auch Destillerien und Weinhandelsbetriebe. Gemeinsam mit NÖ Agrarlandesrat Stephan Pernkopf konnte die BauernZeitung einen Messerundgang absolvieren.

Eine typische Verkostungsszene – im Bild Winzer Franz Schneider aus Halbturn, der einen seiner „Artisan-Weine“ zum Verkosten einschenkt. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Zumindest auf knapp 4000 Euro beläuft sich alleine die Standgebühr auf der proWein in Düsseldorf. Dazu kommen noch die Kosten für Anreise, Unterkunft, Verpflegung und Weinkostproben. Und dennoch war die Messe mit rund 6300 Ausstellern aus aller Herren Länder auch heuer wieder ausgebucht. Neben Weingroßmächten wie Italien, Frankreich und dem Gastgeberland Deutschland gab auch das Weinland Österreich einen vielbeachteten Auftritt und war mit immerhin 350 Winzern präsent, die eine eigene „Österreichhalle“ auf der proWein 2017 belegten.
Die Messe beginnt bereits Wochen vor dem Termin
Organisiert wird der Messeauftritt der österreichischen Aussteller als Gruppenausstellung durch die Außenwirtschaftsstelle der Wirtschaftskammer. Dies entlastet die einzelnen Betriebe, da sie sich nicht mehr um Standaufbau und organisatorisches Umfeld zu sorgen brauchen. Zudem ist das Erscheinungsbild der Halle einheitlich, geschmackvoll und wertig. Auch Gläserservice und die Versorgung mit Mineralwasser und Brot sind zentral organisiert.
Rein theoretisch stehen auf der proWein geschätzte 30.000 Weinproben aus den besten Weinbaulagen der Welt zur Verkostung zur Auswahl. So ein Pensum in den drei Tagen Messedauer zu bewältigen, ist illusorisch. Praktisch läuft die Messe so ab, dass die Einkäufer aus Lebensmittel- und Getränkehandel sowie Gastronomie und Hotellerie anhand von zeitlich getakteten Kosttouren ihre Stationen abarbeiten. Dazu ist es wichtig, schon im Vorfeld der Messe Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Beispielsweise berichtete Winzer Stefan Bauer (Weingut Bauer, Königsbrunn am Wagram), dass er zur Messevorbereitung an die tausend E-Mails aussendet, um möglichst viele Kundentermine fest planen zu können. Spontanbesuche, die auch zu Abschlüssen führen, gibt es auf der proWein zwar auch, sie sind aber eher eine Ausnahme.
Da die Kosten des Messeauftritts doch erheblich sind – beispielsweise vervielfachen sich in Düsseldorf zu den Messetagen die Hotelpreise – tun sich Winzer häufig auch zu Gemeinschaftsständen zusammen. Neben dem Kostenvorteil bringt dies als zusätzlichen Service für die Kunden auch ein erweitertes Angebot mit sich. Eine Gruppe von Weinbauern, die auf diese Idee setzt, sind beispielsweise die „Jungen wilden Winzer“. Vor allem aufgrund persönlicher Kontakte haben 16 Weinbaubetriebe zusammengefunden und pflegen nun gemeinsam diese Dachmarke. Sie können damit „von der Südsteiermark bis ins nördliche Weinviertel“ das ganze Spektrum an österreichischen Weinversionen darstellen und auch neu interpretieren.

„Junge Wilde Winzer“ – diese seit etwas über zwei Jahren bestehende Gruppe von 16 Winzern verkörpert den frischen Schwung und die Vielfalt der heimischen Weinszene (www.jungewildewinzer.at).
Foto: BZ/Maad

Einen der weiteren gemeinschaftlichen Auftritte stellt der Verein Leithaberg mit Sitz in Donnerskirchen im Burgenland dar. In Summe 68 Betriebe definieren mit „Leithaberg DAC“ eine gebietstypische Weinstilistik und wollen damit bei den Weingenießern punkten. Es versteht sich, dass auch Weinvermarktungs-Genies wie Leo Hillinger auf der proWein präsent sind.

Leithaberg DAC – in Summe 68 Winzer gehören dem Verein Leithaberg an. Im Bild v. l. Martin Reinfeld, Tobias Siess, Eva Koppitsch, Matthias Siess (Weingut Mad-Haus Marienberg) und Stefan Lassl (www.leithaberg.at).
Foto: BZ/Maad

 

 

 

 

 

 

 

Von den Betrieben, die besondere Marktnischen besetzen, seien als Beispiel noch Ramona und René Pollak aus Unterretzbach (NÖ) erwähnt, die in ihrem „Rockabilly Weinkult“ die Liebe um Wein und zum Rock’n Roll vereinen.
Gemeinschaftsauftritte und Marketing sind das Rezept für kleinere und mittlere Betriebe, um neben den Größen der Branche, wie Lenz Moser oder Winzer Krems, bestehen zu können. Die Weinkellerei Lenz Moser beispielsweise produziert jährlich etwa 17 Millionen Flaschen, von denen etwa vier Millionen an Kunden im Ausland gehen.
Europäisches Weingut des Jahres 2016
Welche Arbeit hinter internationalen Erfolgen steckt, das zeigte beispielhaft die Familie Pfaffl aus Stetten bei Korneuburg (NÖ). Roman und Adelheid Pfaffl haben aus bescheidenen Anfängen ein 100-Hektar-Weingut aufgebaut, das heute schon die Kinder Roman jun. und Heidemarie führen. Roman sen. hat früh auf den Grünen Veltliner gesetzt und der Sorte mit strikter Qualitätsorientierung zum Durchbruch verholfen. Das Magazin Wine Enthusiast kürte den Betrieb im Vorjahr zum Europäischen Weingut des Jahres 2016. Die Übergabe der Auszeichnung erfolgte Ende Jänner in Miami, Florida. Den Exportanteil des Betriebs gab Roman sen. mit 70 Prozent an. Auf der proWein ist er seit der Gründung der Veranstaltung im Jahr 1994 präsent.

Das Weingut Pfaffl, Stetten (NÖ), wurde vom internationalen Magazin „Wine Enthusiast“ zum „Europäischen Weingut des Jahres 2016“ gekürt.
Foto: BZ/Maad

NÖ Agrarlandesrat Stephan Pern­kopf sowie den Weinbaufunktionären Johannes Schmuckenschlager und Andreas Liegenfeld war es ein besonderes Anliegen, die heimischen Winzer zu dieser wichtigen Umsatzdrehscheibe zu begleiten und einen Beitrag zum Gelingen und Anbahnen von Geschäftsbeziehungen zu leisten.

Informeller Erfahrungsaustausch zwischen NÖ Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (r.) und den Weinbauverbandsobmännern Klaus Schneider (Rheinland-Pfalz), Johannes Schmuckenschlager (Österreich) und Andreas Liegenfeld (Bgld.)
Foto: BZ/Maad

Weinnabel der Welt: 6300 Aussteller, 55.000 Besucher

Die „proWein“ der Messe Düsseldorf zählt zu den weltweit wichtigsten Weinmessen. Die jährlich abgehaltene Verkaufsveranstaltung ist für viele Winzer wichtiger als etwa die Vinitaly in Verona, die Vinexpo in Bordeaux oder die London Wine Fair. An der diesjährigen proWein haben mehr als 6300 Aussteller aus 60 Nationen ihre Produkte angeboten. Die proWein Düsseldorf zieht jährlich rund 55.000 Besucher an – dies ist umso bemerkenswerter, als nur Fachbesucher aus Handel, Gastronomie und Weinbau zugelassen sind. Mit rund 350 Ausstellern (davon 126 Winzer aus NÖ, 100 aus dem Bgld. und 15 aus der Stmk.) hat Österreich eine eigene Halle belegt. Der österreichische Auftritt ist durch Wirtschaftskammer und Weinmarketing einheitlich durchorganisiert.

Hans Maad

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