
Das österreichische Agrarumweltprogramm ÖPUL gibt es mittlerweile seit 30 Jahren. LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger betonte diese Woche vor Journalisten, dass die Leistungen der bäuerlichen Familienbetriebe von der Gesellschaft oft unterschätzt werden. Mit dem ÖPUL sei es gelungen, eine Balance zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Umweltleistungen zu schaffen – nach dem Prinzip „Anreize statt Verbote“. Mehr als 80 Prozent der österreichischen Betriebe mit rund 80 Prozent der Agrarflächen nehmen am Programm teil.
Allein die Biodiversitätsflächen konnten in den letzten Jahren auf 240.000 Hektar verdoppelt werden – ein Rekordwert. „Unsere Bauernfamilien sind die größten Umweltschützer des Landes“, so Moosbrugger, der auch auf die Herausforderungen für die Zukunft hinwies: Eine Weiterführung des Programms sei essenziell – finanziert über ein zweckgewidmetes EU-Agrarbudget, kofinanziert durch Bund und Länder.
Vielfalt der Lebensräume
Andreas Bohner, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung für Umweltökologie der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, hob die ökologische Bedeutung des Programms hervor. Entscheidend für eine hohe Biodiversität sei die Vielfalt der Lebensräume – und diese werde durch standortangepasste Bewirtschaftung maßgeblich geprägt. Gerade die kleinstrukturierte, extensive Nutzung auf schwächeren Standorten schaffe wertvolle Lebensräume für spezialisierte Arten. „Wenn wir die Bewirtschaftung einstellen, kommt es zu Artenverlust – weil der Großteil der Pflanzen lichtbedürftig ist“, erklärte Bohner. Er verwies auf die Notwendigkeit, die Qualität des Bodens zu berücksichtigen: „Ein Boden mit 400 PS braucht eine andere Nutzung als einer mit 40 PS.“ Diese Prinzipien würden im ÖPUL mustergültig umgesetzt – eine gelungene Verbindung von Naturschutz und Produktion.
Oberösterreich als Vorreiter
In Oberösterreich wird das Programm besonders gut angenommen. LK-Oberösterreich-Präsident Franz Waldenberger verwies auf eine Teilnahmerate von 86 Prozent der Betriebe – deutlich über dem Bundesschnitt. Besonders beachtlich sei dies angesichts der intensiven Acker- und Tierproduktion im Bundesland. Rund 68 Prozent der Betriebe stellen sieben Prozent ihrer Flächen für Biodiversitätsmaßnahmen bereit. Auch in den Bereichen Grundwasserschutz, Tierwohl und klimafreundliche Düngung sei Oberösterreich führend. 2024 wurden etwa 8,9 Millionen Kubikmeter Gülle bodennah ausgebracht – fast die Hälfte davon in Oberösterreich. „ÖPUL zeigt, dass Umweltschutz in der Landwirtschaft funktioniert, wenn die Anreize stimmen“, so Waldenberger.

Praktische Erfahrungen
Wie ÖPUL auf Betriebsebene wirkt, schilderte Ackerbäuerin Michaela Spachinger aus dem oberösterreichischen Zentralraum. Bereits ihre Eltern gehörten zu den ersten Teilnehmern. Heute setzt der Betrieb auf Zwischenfruchtanbau, Mulch- und Direktsaat zur Erosionsvermeidung sowie Biodiversitätsflächen entlang von Waldrändern und Feldern. Der Aufwand ist beträchtlich – sowohl auf dem Feld als auch im Büro. „Die Dokumentation im Grundwasserschutzprogramm ist aufwendig, aber notwendig“, betont Spachinger. Trotz hoher Anforderungen ist sie überzeugt: „ÖPUL ist für uns Planungssicherheit, ökologische Verantwortung, aber auch wirtschaftlich tragfähig. Und das alles auf freiwilliger Basis.“ Für die Zukunft wünscht sie sich weniger Bürokratie, flexiblere Fristen und vor allem: mehr Vertrauen in die Kompetenz der Bauern.
Finanzierung sichern
ÖPUL ist eine Erfolgsgeschichte, die auf Freiwilligkeit, wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Umsetzbarkeit basiert. Der Ruf nach einer Fortführung über 2027 hinaus ist daher unüberhörbar. Moosbrugger möchte zudem, dass die im Rahmen des Programms gesetzten Maßnahmen als Vorleistung für die Renaturierung anerkannt werden. Die Zusammenlegung von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sieht er als richtigen Ansatz, denn Umweltschutz gehe nur mit den Bauern und nicht gegen sie. Bleibt abzuwarten, welche Möglichkeiten im nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen der EU dafür noch zur Verfügung stehen. Erste Vorschläge zur Ausgestaltung werden für Juli erwartet.
ÖPUL in Zahlen
Für das ÖPUL und seine insgesamt 26 Maßnahmen sind von 2023 bis 2027 jährlich insgesamt 614 Mio. Euro an Ausgleichszahlungen vorgesehen. Dabei sind die vier Öko-Regelungen zu 100 Prozent EU-finanziert und die 22 Agrarumweltmaßnahmen zu 50Prozent aus EU-Mitteln und 50 Prozent aus Bundes- und Ländermitteln. Mit einer Teilnahmerate von mehr als 80 Prozent aller Betriebe und ebenso vielen landwirtschaftlichen Flächen gilt Österreich EU-weit als Vorreiter in der Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen.
- Bildquellen -
- PK ÖPUL: Jung-Leithner
- Mehrjährige Blühstreifen: Bienenzentrum OÖ