Es sind gemischte Gefühle, die der Ausblick auf das Agrarjahr 2022 auslöst. Die in den vergangenen Monaten massiv gestiegenen Preise für Dünger, Futtermittel, Strom, Diesel sowie Maschinen und Baustoffen setzen vor allem die Produzenten von Schweinefleisch, Milch, Geflügel und Eier zunehmend unter Druck. „Das ist für die Landwirte eine Katastrophe, denn am anderen Ende, bei den Produktpreisen, ist nur sehr wenig Bewegung festzustellen“, sagt Oberösterreichs Landwirtschaftskammerpräsident Franz Waldenberger.
Handelsketten-Dominanz und stets höhere Anforderungen
Die Dominanz von drei tonangebenden Handelsketten bremst gewünschte Veränderungen. Die Bäuerinnen und Bauern bräuchten aber dringend höhere Erzeugerpreise, so Waldenberger. „Auch die Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel muss vom Gesundheitsminister raschest umgesetzt werden“, fordert Waldenberger, „das politische Taktieren auf Kosten der Bauernschaft muss ein Ende haben. Es ist für unsere Familienbetriebe nicht akzeptabel, wenn die Tierwohl-Latte immer höher gelegt wird, aber die höhere Qualität heimischer Lebensmittel dann für die Konsumenten gar nicht erkennbar ist.“
Zu zusätzlichen Kostensteigerungen, etwa im Bereich Energie und Düngemittel, wird es durch die CO2-Bepreisung im Rahmen der ökosozialen Steuerreform kommen. Für die Land- und Forstwirtschaft als einzigen Sektor, der mehr CO2 bindet als er selbst ausstößt, soll es für den verbrauchten Diesel aber eine Rückerstattung des Aufpreises geben. „An dem Pauschalsystem wird gerade gearbeitet“, erläutert Waldenberger.
In Österreich steht auch eine Neugestaltung des AMA-Marketing-Beitragssystems auf dem Programm. Bisher umfasst es die Hauptproduktionssparten Milch, Rinder und Schweine sowie einige kleinere Sparten in der pflanzlichen Produktion. „Die zuletzt geführte Scheindiskussion um die Verfügbarkeit von heimischem Getreide hat aufgezeigt, dass neben einer gesetzlichen Herkunftskennzeichnung auch eine Ausweitung der AMA-Marketing-Aktivitäten auf Getreide, Mehl und Backwaren dringend erforderlich ist“, sagt Waldenberger.
„Das politische Taktieren auf Kosten der Bauernschaft muss ein Ende haben.“
Franz Waldenberger
Derzeit noch in Diskussion ist eine Haltungskennzeichnung für Milchprodukte, wie sie der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland ab heuer einführen will. Da Österreich etwas mehr als ein Viertel seiner produzierten Milchmenge nach Deutschland exportiert, sind diese neuen Standards auch hierzulande von zentraler Bedeutung. Ein Bekenntnis der Milchbranche für eine Tierhaltungskennzeichnung gibt es bereits. Sie spricht sich so wie auch die Landwirtschaftskammer dabei für eine einheitliche Branchenlösung auf Basis des AMA-Gütesiegels aus.
Ein großer Brocken Arbeit: Umsetzung der GAP-Reform
Die Umsetzung der GAP-Reform wird heuer die Arbeit der Landwirtschaftskammer prägen. Ab Anfang März wird eine Serie von Informations-Veranstaltungen in den Regionen gestartet, darauf aufbauend sollen themen- und spartenbezogene Webinare folgen. Auch Beratungsvideos soll es geben, ebenso individuelle Beratungen in den Bezirksbauernkammern.
Die Vielzahl an Maßnahmen im Agrarumweltprogramm Öpul ist inhaltlich komplex, der modulare Aufbau bietet Flexibilität. Mit dem nächsten Herbstantrag ist die Teilnahme ab dem Jahr 2023 zu bekunden, bis dahin müssen die bäuerlichen Betriebsführer ihre Entscheidungen für das neue Öpul treffen. Bisher nehmen in Oberösterreich 18.585 Betriebe von insgesamt 22.878 Mehrfachantragstellern am Agrarumweltprogramm teil. „Ziel ist es, die derzeit knapp über 80 Prozent Teilnahme in der neuen Periode auf Richtung 90 Prozent zu bringen“, sagt LK-Direktor Karl Dietachmair. Öpul-Teilnahmeentscheidungen seien auch ein wesentlicher Teil der strategischen Produktions- und Vermarktungsorientierung eines Betriebes.
Gefordert sei die heimische Landwirtschaft in Zukunft auch durch die Ammoniak-Reduktion im Rahmen der NEC-Richtlinie. Das Prinzip „Freiwilligkeit vor Zwang“ solle oberste Prämisse sein. „Wir setzen weiter auf umfangreiche Bildungs- und Beratungsaktivitäten. Gemeinsam mit Förderanreizen im Öpul sollte das machbar sein“, so Dietachmair im Hinblick auf die Diskussionen rund um eine Ammoniak-Reduktionsverordnung.
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