111 Jahre Bodenreform – und kein „Ende“ in Sicht

Vorgänger der Agrarbezirksbehörden kümmerten sich schon vor mehr als 100 Jahren um erste Grundzusammenlegungen. Laufende Veränderungen bringen stets auch neue Aufgaben mit sich.

Oft stehten die Interessen und Anforderungen, die an Grund und Boden gestellt werden, im Gegensatz zueinander.

Seit 111 Jahren gibt es die sogenannte „Bodenreform“ in Oberösterreich, die heute in der Abteilung Ländliche Neuordnung (vormals Agrarbehörde) des Landes Oberösterreich angesiedelt ist. In einem Online-Festakt wurde das Jubiläum kürzlich gefeiert und dabei vor allem das heutige Aufgabengebiet sowie künftige Herausforderungen beleuchtet.

Unterschiedliche Interessen unter einen Hut bringen

Umfangreiche Nutzungsinteressen zu moderieren sowie die Grund- und Eigentumsrechte umfassend neu zu ordnen sind die zwei Kernkompetenzen der Ländlichen Neuordnung, weshalb sich Abteilungsleiter Robert Türkis auch als „Bodenmanager“ für den ländlichen Raum bezeichnet. Neben den rechtlichen Möglichkeiten und der technischen Kompetenz sei es vor allem Empathie, mit der das Bodenmanagement betrieben werde. „Unterschiedliche Nutzungsinteressen an Grund und Boden treffen in der Natur draußen zusammen. Widmungsentwicklungen der Gemeinden gehen oft in die gegensätzliche Richtung zu den Interessen der landwirtschaftlichen Bewirtschafter und Infrastrukturmaßnahmen sind eine Wunde in die Natur aber trotzdem notwendig“, so Türkis. Zuletzt seien es etwa Projekte wie die B309, die Umfahrung St. Peter im Bezirk Braunau oder die S10 in Richtung Tschechien gewesen, die begleitet worden sind, damit alle Begehrlichkeiten unter einen Hut gebracht werden konnten. Zu den Herausforderungen der Zukunft gehöre etwa die starke Abnahme von Betrieben und auch der Klimawandel.

Günther Humer von der OÖ. Zukunftsakademie beschrieb die Gegenwart als eine Zeit intensiver Veränderungen. Die Zukunft des ländlichen Raums werde auch von den „Mega
trends“ – weltweit spürbaren Strömungen – beeinflusst, wie zum Beispiel vom demografischen Wandel mit einer älter und mobiler werdenden Gesellschaft oder einer zunehmend in Netzwerken organisierten Gesellschaft. Auch Klimawandel und Urbanisierung zählen dazu. Er rät dazu, den Blick konsequent auf die Potenziale zu richten, wobei er Regionalität als ein Beispiel nennt.

„Kulturlandschaft bedeutet Ordnung und Bewirtschaftung, sonst bin ich in einem Nationalpark“, sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Dies in Einklang zu bringen sei eine Aufgabe, die auch nie abgeschlossen sein werde. „Die Arbeit kommt der gesamten Gesellschaft zugute“, so Hiegelsberger.

Viele Aufgaben
Die Abteilung Ländliche Neuordnung des Landes OÖ kümmert sich um folgende Bereiche:
– Sicherung von Einforstungsrechten
– Regelung von Agrargemeinschaften
– bessere Ausgestaltung der Grundstücke und damit verbundener veränderter Bewirtschaftungsverhältnisse
– Verbesserung von Wegverbindungen
– ökologische Sicherung und Aufwertung der Kulturlandschaft
– Erhalt und Unterstützung der Almen

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